«Wir haben hier nicht nur kriegsähnliche Zustände, sondern Sie sind in Kämpfe verwickelt, wie man sie im Krieg hat», sagte Merkel vor hunderten deutschen Soldaten im Feldlager der Bundeswehr in Kundus.
Seit Beginn des Einsatzes sind in Afghanistan 45 deutsche Soldaten ums Leben gekommen, 27 von ihnen starben bei Anschlägen und Gefechten.
Merkel betonte: «Das ist für uns eine völlig neue Erfahrung. Wir haben das sonst von unseren Eltern gehört im Zweiten Weltkrieg.» Das sei aber eine andere Situation gewesen, weil Deutschland damals der Angreifer gewesen sei. Die Kanzlerin verteidigte das Engagement am Hindukusch als notwendig für die Sicherheit Deutschlands und sprach den Soldaten ihren Dank aus.
Merkel war am Samstagmorgen unter grossen Sicherheitsvorkehrungen im nordafghanischen Kundus eingetroffen. Begleitet wurde sie auf ihrer dritten Afghanistan-Reise von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, der erst am Montag mit seiner Ehefrau Stephanie die Truppen vor Ort besucht hatte.
Angela Merkel /

Treffen mit Petraeus und Karsai
Anschliessend reiste Merkel weiter nach Masar-i-Scharif, dem Sitz des von der Bundeswehr geleiteten Regionalkommandos Nord. Dort traf sie mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai und dem Kommandanten der NATO-Truppe ISAF, US-General David Petraeus, zusammen.
Merkel kritisierte, die Fortschritte beim Aufbau der afghanischen Verwaltung und der Bekämpfung der Korruption seien «noch nicht so, wie wir uns das vorstellen».
Überschattet wurde der Besuch Merkels vom Tod eines Bundeswehrsoldaten. Der 21-jährige Hauptgefreite war am Freitagabend mit einer Schusswunde in einem Aussenposten Khomri aufgefunden worden und starb wenig später bei einer Notoperation. Merkel sprach von einem «tragischen Unfall». Nach Informationen der «Bild»-Zeitung hatte sich beim Reinigen des Gewehrs ein Schuss gelöst.