Chodorkowski und sein mitangeklagter Ex-Geschäftspartner Platon Lebedew hätten Gewinne aus dem mittlerweile zerschlagenen Yukos- Konzern nicht an Aktionäre weitergegeben, sondern illegal selbst eingesteckt, sagte Danilkin am Mittwoch in Moskau.
Nach Ansicht des Richters, der die Angeklagten am Montag schon grundsätzlich schuldig gesprochen hatte, bauten die beiden Ex-Manager ein Geflecht aus Scheinfirmen auf, meldete die Agentur Interfax aus dem Gerichtssaal.
Chodorkowski und Lebedew hätten «den Betrugsweg eingeschlagen», sagte Danilkin. Die Aussagen der Angeklagten bezeichnete er als «widersprüchlich». Die Verteidigung wies die Vorwürfe erneut zurück. Das Urteil basiere auf «offenkundig falschen Anschuldigungen», erklärten Chodorkowskis Anwälte.
«Politisch motiviert»: Michail Chodorkowski. /


Danilkin will an diesem Donnerstag mit dem Verlesen der mindestens 800 Seiten langen Begründung fortfahren. Erwartet wird, dass das Prozedere noch einige Tage dauert und das Strafmass am 31. Dezember verkündet werden könnte.
Peinliche Verwechslung
Den Angeklagten droht eine Haftstrafe bis 2017. Am Mittwoch entschuldigte sich der Richter für eine peinliche Verwechslung: Aus Versehen las er zeitweise aus einem Urteil in einem völlig anderen Fall vor.
Der zweite Prozess gegen Chodorkowski und Lebedew, die noch bis 2011 eine achtjährige Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung absitzen müssen, gilt wie die erste Verhandlung als politisch motiviert. Am Vortag hatte das russische Aussenministerium die heftige Kritik der USA sowie der Europäischen Union gegen das am Montag gefällte Urteil zurückgewiesen.