Eine Form dieses Liebeserweises ist für die Forscher um Claire-Dominique Walker die Menge und Qualität der Muttermilch, sowie der innige Kontakt zur Mutter. Hundewelpen, die von ihren Müttern schon vor der Geburt und in der Zeit danach besonders fettreich ernährt wurden, reagierten viel gelassener auf Stresssituationen als ihre Altersgenossen, berichtet die Zeitschrift «Developmental Psychology». Auch häufiges Ablecken durch die Mutter hatte denselben Schutzeffekt, der sogar bis ins Erwachsenenalter der Tiere anhielt.
Der Nachweis bei Menschen gelang Jens Pruessner in der Zeitschrift «Journal of Psychiatry and Neuroscience». Er bestimmte bei jungen Erwachsenen das Stressniveau von Psyche und Körper und erhob das Niveau des Stresshormons Cortisol im Blut. Zur Überraschung des Forschers war wenig Cortisol sowohl bei den als Kind sehr geliebten als auch bei den vernachlässigten zu finden. Bei der ersten Gruppe ging das allerdings auf hohen Selbstwert zurück, bei der zweiten auf sehr geringen, so Pruessner.
Geliebte Kinder können deutlich besser mit Leid umgehen. /


Cortisol zeige somit nur in Verbindung mit psychologischen Tests die Gefahr einer Stresserkrankung an.
Immunsystem stärker
Dass Umarmungen, Küsse und deutlich gezeigte Zuneigung der Eltern später Belastungen leichter ertragbar machen, berichtete schon im Vorjahr Joanna Maselko im »Journal of Epidemiology and Community Health«. Ein Psychologe bewertete dabei während einer Routineuntersuchung, wie gut Mütter auf Gefühle und Bedürfnisse ihres Kindes reagierten. Im späteren Erwachsenenleben konnten geliebte Kinder deutlich besser mit allen Arten von Leid umgehen.
Eine Studie in »Molecular Psychiatry« beweist hingegen, dass man Folgen der liebenden Fürsorge von Vater oder Mutter auch in einer besseren Funktion des Immunsystems findet. »Die Wirkungen guter Elternschaft setzen auch Gesundheitsrisiken ausser Kraft, die schlechte soziale Bedingungen mit sich bringen. Das sieht man sogar bis auf der Ebene der Gene«, berichtet Studienleiter Steven Cole.