Über der Zeltstadt der Regierungskritiker war auf einem Transparent weiter «Das Volk fordert den Rücktritt des Regimes» zu lesen. Die Proteste gegen Mubarak hatten am 25. Januar begonnen, wenige Tage später begannen Demonstranten mit der Besetzung des Tahrir-Platzes im Zentrum der Hauptstadt.
Derweil sprach sich die Präsidentin der Denkfabrik International Crisis Group und ehemalige UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte, Louise Arbour, gegen einen frühen Abgang des ägyptischen Präsidenten aus. «Selbst die, die freie und faire Wahlen fordern, wissen, dass sie nicht zu früh stattfinden sollten», sagte Arbour am Dienstag im Deutschlandradio Kultur.
Neubeginn Demokratie fördern
Nötig seien zunächst Verfassungsänderungen, damit wirklich alle politischen Kräfte an Wahlen teilnehmen könnten.
Die Demonstrationen in Ägypten finden kein Ende. /


Die USA und die EU forderte Arbour auf, den Übergang zur Demokratie zu begleiten. Sie dürften aber nicht glauben, ein innerägyptischer Prozess könne von aussen gesteuert werden.
Allerdings seien mehr westliche Finanzhilfen für Ägypten nötig, sagte Arbour. Die «grosszügige Unterstützung» der vergangenen Jahre sollte «definitiv erhöht werden», um die wirtschaftlichen Schäden der vergangenen Wochen zu beseitigen und den Neubeginn einer funktionierenden Demokratie zu fördern.
Arbour warf dem Westen vor, er habe vor allem im vergangenen Jahrzehnt eine «äusserst übertriebene Angst» gehabt, dass alle Formen von religiös-konservativen islamischen Bewegungen zwangsläufig extremistisch seien.
Die ägyptischen Muslimbrüder hätten aber trotz aller Repressionen erklärt, der Gewalt abschwören und eine Rolle im demokratischen Prozess spielen zu wollen. Es sei allerdings «wichtig, dass sie das laut und deutlich wiederholen».