«Den Grund für den Einsatz in Libyen kann ich nicht nachvollziehen. Soweit ich es beurteilen kann, ist die Mission nicht nötig und ihr Erfolg ungewiss», meinte der republikanische Senator Richard Lugar.
Zivilbevölkerung schützen
Die Mission heisst Libyen. Um die Zivilbevölkerung bei den Aufständen gegen Muammar Gaddafi zu schützen, richtete eine immer grösser werdende Gruppe von Ländern eine Flugverbotszone ein, die von den Vereinten Nationen verhängt wurde.
Doch Washington und die anderen Staaten der Militärallianz forderten auch Gaddafis Abtritt -durch ihr Eingreifen rückt dieses Ziel vielleicht in verlockend greifbare Nähe. Zu diesem Punkt äusserten sich die amerikanischen Regierungsbeamten allerdings bislang nur vage.
Man kann US-Präsident Barack Obama, dem 2009 der Friedensnobelpreis verliehen wurde, da er sich für «Dialog und Verhandlungen» bei Konfliktsituationen einsetze, kaum unterstellen, dass er überhastet in einen Krieg gegen Libyen gezogen sei. Nach den beiden teuren und kräftezehrenden Kriegen in Irak und Afghanistan schien sich die Regierung nur widerwillig auf einen dritten einlassen zu wollen.
Moralische Verpflichtung
Einige von Obamas Gegnern und sogar etliche seiner Befürworter vertreten den Standpunkt, dass Amerika die moralische Verpflichtung habe, die Aufständischen zu unterstützen.
US-Senator Richard G. Lugar: «Den Grund für den Einsatz in Libyen kann ich nicht nachvollziehen.» /


Gleichzeitig biete der Einsatz die Gelegenheit, einen Diktator zu stürzen, der Washington jahrzehntelang vorgeführt habe und wahrscheinlich schon bald wieder Amerika verbal attackieren würde.
Für den CNN-Analysten David Gergen stellt die Entscheidung des Präsidenten nach Wochen der Untätigkeit einen plötzlichen und radikalen Kurswechsel dar.
Jüngste Umfragen von CNN kommen zu dem Ergebnis, dass die Amerikaner den Einsatz gutheissen, allerdings unter einem Vorbehalt:
Keine Bodentruppen
70 Prozent bevorzugen einen Luftwaffeneinsatz zum Schutz der Bevölkerung - aber ebenso viele Amerikaner lehnen den Einsatz von US-Bodentruppen im Land strikt ab. «Der Rückhalt in der Bevölkerung steht auf tönernen Füssen», sagt Gergen, der früher als Berater im Weissen Haus tätig war.
«Über alledem schwebt das Gefühl, dass die Bürger nicht wissen, worin unser Ziel eigentlich besteht. Ihnen widerstrebt es zutiefst, erneut gegen ein muslimisches Land in den Krieg zu ziehen.»
Etliche republikanische sowie demokratische Abgeordnete begannen unverzüglich, ihre Bedenken gegen die Entscheidung zu äussern.
Einige sind gegen einen militärischen Einsatz in einem Land, das keine direkte Gefahr für die USA darstellt, andere hinterfragen die Kosten oder lehnen ihn aus rechtlichen Gründen ab, da der Präsident gemäss der Verfassung nicht ohne die Genehmigung des Kongresses den Krieg erklären kann.
Drei Kriege gleichzeitig. Das würde wohl jedem Land Sorge bereiten.
Jonathan Mann - POLITICAL MANN
Dieser Text stammt von Jonathan Mann, Moderator und Journalist bei CNN International. Er moderiert das wöchentliche Politmagazin «Political Mann» auf CNN International. Der Text steht in der Schweiz exklusiv für news.ch zur Verfügung.