Die Fortschritte bei den alternativen Energien seien gross, und sie würden weitergehen, sagte Schneider-Ammann gegenüber der «SonntagsZeitung». «Es sind Technologien in Entwicklung, die auch grossindustriell genutzt werden und damit den Atomstrom ersetzen können.» Für Unternehmen und damit auch für das Land sei es eine Chance, einzusteigen.
Handeln müssen aus Schneider-Ammanns Sicht in erster Linie die Privaten. Dem Bundesrat oblägen Rahmenbedingungen wie Einspeisevergütungen oder die Bewilligungspraxis. Dass es auch noch eine Anschubfinanzierung brauche, wolle er nicht ausschliessen, aber auch nicht vorwegnehmen, sagte Schneider-Ammann.
Meinung revidiert
Bundesrat Schneider-Ammanns Partei, die FDP, überprüft ihre Position zur Energieversorgung.
Bundesrat Johann Schneider-Ammann /


Ein Gremium aus Energiepolitikern und -experten der Partei sucht derzeit nach neuen Ansätzen.
Es sei richtig, dass die FDP nach der Katastrophe in Fukushima klargemacht habe, dass es mittelfristig eine Neuorientierung weg vom Atomstrom und hin zu Alternativen brauche, sagte Schneider-Ammann dazu. «Neue Atomkraftwerke sind nicht mehr möglich.»
Vor knapp einem Monat hatte Schneider-Ammann trotz der Katastrophe in Japan noch an der Kernenergie festgehalten. «Ich persönlich bin noch nicht zum Schluss gekommen, dass wir besser auf die Nukleartechnik verzichten sollten», hatte er Ende März in einem Interview mit der «Südostschweiz am Sonntag» und der «Zentralschweiz am Sonntag» gesagt.
Economiesuisse-Präsident widerspricht
Gerold Bührer, der Präsident des Wirtschafts-Dachverbandes economiesuisse, ist in einem Interview mit der «SonntagsZeitung» anderer Meinung als sein Parteikollege Schneider-Ammann. Ein Ausstieg aus der Atomenergie sei «für Jahrzehnte schlicht nicht realisierbar». «Wir müssen so lange an der Kernenergie festhalten, bis Alternativen im ausreichenden Mass vorhanden sind.»