Zürcher Divergenzen: Titel abgeschrieben

Nur die Kulisse (18'200 Zuschauer) war erneut erstklassig. Beim FCZ hingegen erinnerte nichts mehr an jene Mannschaft, die am vergangenen Mittwoch den Titelhalter Basel derart bedrängt hatte. Keiner erreichte mehr das übliche Level. Weder Keeper Johnny Leoni noch der übrige Teil der Defensive und schon gar nicht die «Kreativabteilung» war bereit, dem Druck im Derby standzuhalten.

Die Bereitschaft, am drittletzten Spieltag abermals 100 Prozent abzurufen, war ausgerechnet im Derby gegen die «Hoppers» nicht mehr erkennbar. Innerhalb von wenigen Tagen stürzte der FCZ regelrecht ab. Anders ist das 1:3 gegen ein Team, das vor kurzem der Relegation näher stand als der gesicherten Zukunft in der höchsten Liga, nicht einzustufen.
 

Urs Fischer mit Déjà-vu 

«GC gewann verdient», gestand Urs Fischer nach dem empfindlichen Fehltritt ohne ein Zögern ein. Für ihn wirkte der Nachmittag wie ein unschönes Déjà-vu. Am Tag seiner Vertragsunterschrift als FCZ-Coach erlitt Fischer am Ende der letzten Saison eine 0:4-Demütigung. Er musste tatenlos mitansehen, wie seine Equipe gegen den Stadtrivalen mutmasslich die Meisterschaft verspielte.
Gratulieren mochte er dem FC Basel aber gleichwohl noch nicht: «Wir kennen die Geschichte, oder? Zürich hat mal sechs Punkte aufgeholt.» Es war die trotzige Replik des Trainers auf die schwache Vorstellung des Teams. «Solange es rechnerisch noch möglich ist, glauben wir daran.» Eine diametral andere Einschätzung der Lage nahm hingegen FCZ-Manager Fredy Bickel vor: «Ich habe immer gesagt, wer die Tabelle zwei Runden vor Schluss anführt, der wird Meister.»
 

Bickel:  «Wir haben unsere Leistung gegen ein gutes GC nicht gebracht.»

Bickel wirkte im Vergleich zum Klassiker gegen den FCB gefasst - oder je nach Sichtweise auch desillusioniert. Bis am Tag des Debakels gegen GC habe er dem Team den Titelgewinn zugetraut. Nun seien sie vom Kurs abgekommen, weil «wir zu wenig Kraft hatten, uns dagegen zu wehren, als es nicht für uns gelaufen ist».
 

Ihm selber fehlte nach der ersten Niederlage seit dem 6. März dann auch die Enerige für (haltlose) Parolen. So sehr ihn das Ergebnis «innerlich zerreisst», so sehr hätten sie es zu akzeptieren: «Wir haben unsere Leistung gegen ein gutes GC nicht gebracht.» Zumindest in diesem Punkt war seine Meinung mit jener von Fischer deckungsgleich.

Nach einer wochenlangen Hausse kam zur Unzeit der Einbruch - im Prinzip ohne Vorwarnung. Vielleicht waren sich die Leaderfiguren der Stadtzürcher auch deshalb uneins, was das 1:3 nun zu bedeuten hat. Fischer legte Bickels Reaktion zumindest eigenwillig aus: «Ihr wisst hoffentlich, in welche Richtung Bickel gehen will und könnt seine Worte einordnen.» Es war nicht das einzige Rätsel, das der FCZ an diesem Sonntagnachmittag aufgab.
Grasshoppers - FC Zürich 3:1 (2:0)
Letzigrund. - 18 200 Zuschauer. - SR Bieri. - Tore: 14. Rennella (Zuber) 1:0. 30. Hajrovic (Penalty/Foul von Magnin an Menezes) 2:0. 54.




Rennella (Emeghara) 3:0. 76. Alphonse (Philippe Koch) 3:1.

Grasshoppers: Bürki; Menezes, Vallori, Smiljanic, Pavlovic; Salatic, Abrashi; Hajrovic (82. Adili), Rennella (61. Toko), Zuber; Emeghara (91. Riedle).

FC Zürich: Leoni; Philippe Koch, Barmettler, Teixeira, Magnin; Schönbächler, Kukuruzovic, Zouaghi (56. Margairaz), Djuric (75. Raphael Koch); Alphonse, Mehmedi (54. Nikci).

Bemerkungen: Grasshoppers ohne Cabanas und Voser (beide verletzt). FC Zürich ohne Aegerter, Beda (beide gesperrt), Chikhaoui und Chermiti (beide verletzt). 69. Rote Karte gegen Teixeira (hartes Foul). - Verwarnungen: 29. Magnin (Foul). 33. Hajrovic (Unsportlichkeit). 35. Abrashi (Foul). 39. Alphonse (Foul). 56. Smiljanic (Reklamieren). 68. Barmettler (Foul).