Der Börsenindex PSI20 fiel in Lissabon am frühen Nachmittag um mehr als 2,5 Prozent, die Renditen für die Staatsanleihen kletterten auf neue Rekordmarken. Wenige Stunden nach dem Ramsch-Urteil konnte Lissabon wieder dreimonatige Anleihen im Wert von immerhin 848 Mio. Euro an den Mann bringen. Für frisches Kapital muss das ärmste Land Westeuropas allerdings immer tiefer in die Tasche greifen.
Das Unverständnis der Entscheidung von Moody's ist riesengross. Die neue liberal-konservative Regierung von Regierungschef Pedro Passos Coelho, erst seit gut zwei Wochen im Amt, hatte bei der Sanierung der Staatsfinanzen doch sofort kräftig aufs Gas getreten. Dies sei nicht beachtet worden, klagt Coelho.
Lissabon ist gewarnt. /


Auch der «breite politische Konsens» für die nötigen Sparaktionen sei von der Agentur nicht berücksichtigt worden, bedauerte Lissabon. In der Tat: Während bei Schuldensünder Griechenland innenpolitisch die Fetzen fliegen, zeigen in Portugal nicht nur die wichtigsten Parteien und die meisten Unternehmer, sondern vor allem auch die ärmsten Menschen weitgehend Verständnis dafür, dass man nicht länger über seine Verhältnisse leben kann.
«Portugal ist nicht Griechenland»
Gewalttätige Proteste gab es bisher nicht. «Portugal ist nicht Griechenland, unsere Situation ist viel, viel besser», beteuerte Staatspräsident Anival Cavaco Silva dieser Tage erneut.
Das kann sich, auch wegen Moody's, aber schnell ändern. Vor allem auch deshalb, weil den meisten Portugiesen, die mehrheitlich mit Gehältern zwischen 500 und 1000 Euro auskommen müssen, nach den drastischen Kürzungen und Steuererhöhungen der vergangenen eineinhalb Jahren kaum weitere Opfer abverlangt werden können.
Dabei dürfen sich diejenigen, die arbeiten und Steuern zahlen können, glücklich schätzen. Die Arbeitslosenquote erreichte die Rekordmarke von 12,6 Prozent, unter den Jüngeren sind sogar schon rund 30 Prozent beschäftigungslos.