Nach dem knapp eintägigen Besuch in Berlin hatte Regierungschef Pedro Passos Coelho gute Nachrichten für seine von Steuererhöhungen und Sparmassnahmen arg gebeutelten Landsleute: Der Energieriese Eon sei an einem Einstieg beim portugiesischen Stromkonzern EDP interessiert, der 2012 privatisiert werden soll, liess er am Donnerstagabend über die staatliche Nachrichtenagentur Lusa mitteilen.
In einem Interview mit dem «Handelsblatt» machte Passos Coelho dann auch für die Staatsairline TAP Werbung. «Ich könnte mir vorstellen, dass Lufthansa aufmerksam unser Privatisierungsprogramm verfolgt, in dem auch TAP privatisiert wird», sagte der liberal-konservative Politiker unumwunden. Lufthansa könne mit TAP in die Märkte in Südamerika und Afrika vordringen.
Portugal umgarnt offen nicht nur Eon und Lufthansa, sondern auch andere deutsche Konzerne. Nach Angaben gewöhnlich gut informierter Medien aus Lissabon, wie etwa das Wochenblatt «Expresso», sollen Mitarbeiter von Passos Coelho der Deutschen Bahn eine Teilnahme an der Privatisierung der staatlichen Eisenbahngesellschaft Comboios de Portugal (CP) schmackhaft gemacht haben.
Wie ein Vertreter: Portugals Regierungschef versucht die inländischen Unternehmen schmackhaft zu machen. /


In Zusammenhang mit EDP soll Lissabon jüngst auch den Energieversorger RWE sondiert haben.
Eon zugeknöpft
Konkret und intensiv scheint aber vorerst nach Lissabonner Lesart vor allem das Interesse von Eon sein. Der Vorsitzende des Düsseldorfer Konzers, Johannes Teyssen, habe ihm bei einem Treffen am Donnerstag persönlich vom Interesse berichtet, liess Passos Coelho über Lusa verbreiten. Ein Eon-Sprecher sagte dazu, das Unternehmen wolle sich zu einem möglichen Interesse nicht äussern.
Eine positive Auswirkungen für EDP hatten die klaren Worte von Passos Coelho schon am Freitagvormittag. Während die meisten anderen Aktien an der Lissabonner Börse zum Teil deutlich nachgaben, schossen die Kurse der «Energias de Portugal SA» bis zur Mittagszeit um rund fünf Prozent in die Höhe.