Grossbritannien verfolgt so zwei Stossrichtungen: Die künftige Abgeltungssteuer legt zwar einen Steuersatz fest, der für unversteuerte Altvermögen gilt. Briten mit unversteuerten Geldern im Ausland sollen sich aber schon jetzt selbst anzeigen - und zwar bei der nach früheren Steuerkonflikten zwischen London und Vaduz eingerichteten Stelle «Liechtenstein Disclosure Facility» (LDF).
Im Visier sind 6000 Privatpersonen, Unternehmen, Trusts und andere Kunden der Schweizer Vermögensverwaltungstochter der britischen Grossbank HSBC, wie das Steueramt HMRC (Her Majesty's Revenue and Customs) am Donnerstag mitteilte. Über diese Bankkunden habe die Behörde Informationen aus einem früheren Steuerdeal.
Die Informationen sind durch einen Informationsaustausch mit Frankreich nach London gelangt, sagte ein Sprecher des Steueramts auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Laut der Nachrichtenagentur Reuters sind es Daten, die ein Informatiker der in Genf beheimateten HSBC Private Bank Schweiz 2009 gestohlen hatte. Der Datenklau umfasste bis zu 24'000 Kundenakten.
Drastische Strafen
Gegen 500 Personen und Organisationen hat HMRC nach eigenen Angaben bereits Ermittlungen wegen Betrugs eingeleitet.
6000 Konten sind ins Auge der britischen Steuerbehörde geraten. /


Andere betroffene Bankkunden hätten das Angebot der britischen Behörden genutzt, ihre Vermögensangelegenheiten offenzulegen.
Wer von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch macht, muss mit einer Untersuchung und drastischen Strafen rechnen. HMRC droht damit, das die Strafe bis zum Dreifachen des versteckten Geldes ausmachen könnte. Je nach Schwere des Vergehens könne die Strafe aber auch einiges milder ausfallen, sagte der Sprecher des Steueramts.
Jagd auf Steuersünder
London will vor Inkrafttreten der Abgeltungssteuer offenbar noch möglichst viele mutmassliche Steuersünder aufspüren. Die zu diesem Zweck neu geschaffene britische «Offshore Coordination Unit» bekomme zusätzliche 917 Mio. Pfund (rund 1,3 Mrd. Franken), liess der britische Steuerminister David Gauke mitteilen.