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«Concordia»-Kapitän unter Hausarrest gestelltLondon/Boston/Rom - Am vierten Tag nach der Havarie des Kreuzfahrtschiffes «Costa Concordia» vor der italienischen Küste wurde der Kapitän Francesco Schettino unter Hausarrest gestellt. Im Schiffswrack haben Taucher unterdessen fünf weitere Leichen entdeckt.fest / Quelle: sda / Dienstag, 17. Januar 2012 / 18:25 h
Die Toten seien am Dienstag im überfluteten Heckteil des gekenterten Schiffes entdeckt worden, bestätigte ein Sprecher der Gemeinde Giglio. Ob es sich um Passagiere oder Besatzungsmitglieder handelte, blieb zunächst unklar. Damit erhöht sich die Zahl der geborgenen Opfer auf mindestens elf.
Insgesamt blieben noch 24 Menschen vermisst. Darunter befinden sich nach Angaben des italienischen Krisenstabes Personen aus Deutschland, Italien, Frankreich, den USA, Ungarn, Indien und Peru. Nachdem die Suche in der Nacht aus Sicherheitsgründen eingestellt worden war, sprengten Experten mehrere Löcher in den Rumpf, damit die Rettungsmannschaften besseren Zugang zu bislang versperrten Bereichen des Schiffes erhielten. Hoffnungen, dass die Vermissten noch lebend geborgen werden könnten, hatten die Rettungsmannschaften kaum noch. Durch neue Zeugenaussagen, Dokumente und andere Indizien geriet der bereits stark unter Beschuss stehende Kapitän des Schiffes, Francesco Schettino, weiter in Erklärungsnotstand. Nach einer dreistündigen Anhörung Schettinos am Dienstag entschied die zuständige Richterin, den Kapitän unter Hausarrest zu stellen. Schettino widersprach bei der Anhörung seinem Anwalt zufolge der Darstellung, das Schiff verlassen zu haben. Er habe den Ermittlern gesagt, "tausenden Menschen das Leben gerettet" zu haben. Von Bord gegangen Die Küstenwache auf der italienischen Insel Giglio hatte nach der Havarie der "Costa Concordia" vergeblich versucht, den Kapitän zur Rückkehr auf das kenternde Schiff zu bewegen. Schettino war offenbar von Bord gegangen, noch bevor alle Passagiere und Besatzungsmitglieder das Schiff verlassen konnten. Mehr als 4200 Passagiere waren beim Unglück an Bord. /
Diesen Verdacht erhärten Mitschnitte eines Telefonats zwischen Schettino und einem Offizier der zuständigen Kommandantur des Festlandhafens von Livorno. Im Telefongespräch wird Schettino, der sich zu diesem Zeitpunkt offenbar bereits in einem der Rettungsboote befindet, wiederholt zu einer Rückkehr auf die «Costa Concordia» aufgefordert. Gegen Ende des aufgezeichneten Gesprächs willigt Schettino schliesslich zu einer Rückkehr auf das Schiff ein. Ob er es tatsächlich tat, bleibt ungewiss. Schwere Vorwürfe Der 52-Jährige soll eigenmächtig die gefährlich nahe Route gewählt haben, um seinem von der Insel stammenden Oberkellner die Möglichkeit zu geben, Giglio zu grüssen. Medienberichten zufolge hatte dessen Schwester auf dem sozialen Netzwerk Facebook angekündigt, dass die "Costa Concordia" bald ganz nah vorbeifahren werde. Schettino zufolge war der Felsen, mit dem das Schiff kollidierte, nicht kartografiert. Dieser Darstellung widersprachen allerdings sowohl die Reederei als auch Schifffahrtsexperten. Die italienische Staatsanwaltschaft wirft ihm mehrfache fahrlässige Tötung, Havarie und Verlassen der "Costa Concordia" während der Evakuierung vor. Schettino drohen bei einer Verurteilung bis zu 15 Jahre Haft. Drohende Umweltschäden Neben der menschlichen Tragödie rücken mehr und mehr mögliche Umweltauswirkungen ins Blickfeld. Bis zu 2400 Tonnen Schweröl sollen in dem Schiff sein. Noch ist keine grössere Menge ausgetreten. Mit dem Abpumpen des Treibstoffs könnte am Mittwoch begonnen werden. "Wir sind bereit, die Operation am Mittwoch zu starten", sagte ein Verantwortlicher der niederländischen Bergungsfirma Smit Salvage, die mit den Arbeiten beauftragt wurde.
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