Schettinos Verhalten habe zu gravierenden Verzögerungen bei der Evakuierung geführt, sagte Bordarzt Cosentino der Tageszeitung «Il Mattino» vom Dienstag. «Das Besatzungspersonal war schon eine halbe Stunde lang zur kompletten Evakuierung bereit, bevor per Lautsprecher der Befehl zum Verlassen des Schiffes kam», wurde Cosentino zitiert.
Der Evakuierungsbefehl war seiner Ansicht nach nicht vom Kapitän gegeben worden. Er sei sich zu 90 Prozent sicher, dass es nicht Schettinos Stimme gewesen sei, sagte der Bordarzt weiter.
In der Nacht der Havarie habe er den Eindruck gehabt, der Kapitän stehe unter Schock. Schettino sei keineswegs seinen Koordinierungspflichten an Bord nachgekommen, wirft der Bordarzt dem Kapitän vor. «Ich war sehr überrascht, als ich nach Mitternacht Schettino ohne Uniform auf der Insel Giglio gesehen habe», sagte Cosentino.
Der Kapitän stand gemäss Bordarzt Cosentino unter Schock. /

Müll beseitigen
Die Arbeiten an dem vor der toskanischen Insel gekenterten Schiff gehen derweil weiter. Aus Livorno traf ein Schiff ein, das den Müll aufnehmen soll, der von der «Costa Concordia» ins Meer geschwemmt wurde. Es war nicht klar, ob am Dienstag die Suche nach Vermissten fortgesetzt werden soll.
Die Zahl der geborgenen Toten stieg am Sonntag auf 17. Insgesamt 16 Passagiere und Crewmitglieder werden nach Angaben der Präfektur im toskanischen Grosseto noch vermisst.
Die «Costa Concordia» hatte mehr als 4200 Menschen an Bord, als sie am 13. Januar vor Giglio auf einen Felsen fuhr. Das Schiff kippte zur Seite und ging teilweise unter.