et / Quelle: news.ch / Freitag, 16. März 2012 / 11:19 h
Dies wurde in einer Studie der Yale-Universität heraus gefunden. Der Studienleiter Dan Kahan befragte dazu 1540 zufällig ausgewählte US-Bürger und kam zu dem erstaunlichen Resultat, dass Fakten zu bestimmten wissenschaftlichen Themen keine Rolle spielen, wenn es um deren Wahrnehmung durch konservative Bevölkerungsschichten geht.
Dabei sind es nicht jene mit geringer Bildung und tiefem sozialen Status, die sich resistent gegen die Tatsachen zeigen. Nein, je gebildeter die Person ist, desto stärker und auch irrationaler (Verschwörungstheorien tausender Wissenschaftlicher werden da angeführt) wird die Ablehnung von wissenschaftlich untermauerten und kritisch geprüften Tatsachen. Ein Cheerleader dieses Trends ist der ultrakonservative Präsidentschaftsbewerber Rick Santorum.
Dieses Phänomen wurde von einem Kommentator der Studie als jenes der «smarten Idioten» bezeichnet, dass sich auch auf andere Gebiete als den Klimawandel auswirkt. Technologische Risiken, deren Bekämpfung Einschränkungen der individuellen Freiheit erfordern würden, werden entsprechend dessen, was in konservativen Eliten als Leitansicht gilt, abgestritten, selbst wenn diese Risiken bewiesen sind. Dass dies - je höher und umfassender die Bildung ist - um so stärker stattfindet, widerspricht zwar der Intuition - aber die Studienresultate sind klar.
Diese sogenannten hierarchischen Individualisten werden in den USA fast exklusiv vom Pseudo-Nachrichtenkanal FOX-News bedient, der als eine Art Predigt-Sender dient, der die ideologisch korrekten Ansichten der konservativen Seite abdeckt und verstärkt. Dass dort - und in dem Millieu generell - auch religiöse Werte hoch gehalten werden, wurde leider nicht in die Studie integriert. Aber die Faktenresistenz von religiös beeinflussten Menschen (z.B.
Rick Santorum: Gebildet? Ja! Faktenresistent? Und wie! /


Evolution, Geologie, Astronomie, etc.) ist ja legendär. So ist es vielleicht kein Zufall, dass politischer Konservatismus und Religiosität häufig Hand in Hand gehen. Doch ich schweife ab.
Es stellte sich denn die Frage, ob die «smarten Idioten» auch auf der links-liberalen Seite zu finden wären. So wurde denn auch einer solchen Gruppe (die in der Studie «egalitäre Kommunitarier» genannt werden) eine Frage gestellt, die in dieser mindestens so starke Reaktionen auslöst, wie auf der Rechten Seite der Klimawandel es tut, jene nach der Atomenergie.
Bei dieser klaffen effektive und wahrgenommene Risiken auch auseinander und das genaue Betrachten von Fakten, neuen Technologien und Möglichkeiten sollte die Risikowahrnehmung zumindest ein wenig tiefer werden lassen. Würde ein solcher Kommunitarier allerdings gleich ticken wie ein Konservativer, dürften Fakten keine Rolle spielen und die Ablehnung der Atomkraft müsste mit höherer Bildung trotzdem stärker sein. Ist sie aber nicht: je wissenschaftlich gebildeter die Mitglieder dieser Gruppe sind, desto geringer schätzen sie das Risiko ein (obwohl die Ablehnung bestehen bleibt).
Die Studie (PDF-Link für den Download der Zusammenfassung finden Sie neben dem Artikel) geht natürlich viel detaillierter auf die Methoden und die Folgerungen ein. Doch es ist faszinierend, dass ausgerechnet jene Gruppe - die selbst proklamierten Individualisten - stärker dem «Group-Think» unterworfen scheinen, dem Anhängen an kollektiv in der Gruppe formulierten «Wahrheiten» und ausgerechnet jene, die als links und obrigkeitsgläubig everrufen sind, sich in ihrer Ideologie von unabhängig erworbenem Wissen beeinflussen lassen.
Diese Studie wurde in den USA durchgeführt und es wäre sehr interessant, etwas ähnliches auch in Europa durch zu führen um heraus zu finden, ob auch hier die Irrationalität Fakten gleich wirkungsvoll zu verdrängen vermag wie in Amerika.... derzeit gibt es keinen Grund, das Gegenteil anzunehmen.