Die EU-Kommission will die Fussball-Europameisterschaft zwar nicht geschlossen «boykottieren», zumindest aber keine Spiele in der Ukraine besuchen. «Kein Kommissar wird zu irgendeinem Spiel in der Ukraine gehen», sagte der Sprecher von Sportkommissarin Androulla Vassiliou der Nachrichtenagentur dapd.
Zuvor hatte seine Vorgesetzte als erstes Kabinettsmitglied nach Kommissionspräsident José Manuel Barroso am Freitag offiziell erklärt, den Spielen in der Ukraine fernbleiben zu wollen - und damit mehr als blosse Unterstützung für Barrosos eigenen Entschluss signalisiert.
Das zweite Ausrichterland Polen sei von dieser Ankündigung ausdrücklich ausgenommen, sagte Vassilous Sprecher. Anders als die Ukraine habe sich das Nachbarland «nichts zu schulden kommen lassen».
In ihrer gemeinsamen Sitzung am Mittwoch hätten die Kommissionsmitglieder aber vereinbart, «dass keiner von ihnen eine Einladung zu einem Spiel in der Ukraine annehmen wird».
Sportkommissarin Androulla Vassiliou. /


Von einem «Boykott» könne indes keine Rede sein, «da dieser das gesamte Turnier betreffen würde».
Deutsche Mediziner bei Timoschenko
Grund für die Absage sowie Boykott-Drohungen mehrerer Regierungen ist die Behandlung der inhaftierten Ex-Regierungschefin der Ukraine, Julia Timoschenko. Die 51-Jährige ist seit zwei Wochen im Hungerstreik. Timoschenkos Gesundheitszustand habe sich weiter verschlechtert, sagte ihre Tochter Jewgenija Timoschenko am Donnerstagabend im ZDF.
Der Chef der Berliner Charité-Universitätsklinik, Karl Max Einhäupl, hielt sich am Freitag erneut in der Ukraine auf, um sich ein Bild von Timoschenkos Gesundheitszustand zu machen. Begleitet wurde er von deutschen Diplomaten.