Sie forderten den Rücktritt von Ministerpräsident Nadschib Mikati. Aufgebrachte Demonstranten zündeten Reifen an. Geschäfte und Schulen blieben geschlossen, an allen Regierungsgebäuden wehten die Fahnen auf halbmast.
Bei der Explosion einer Autobombe im christlichen Viertel Aschrafijeh waren am Vortag acht Menschen getötet und mehr als 80 verletzt worden. Die gewaltige Explosion erschütterte eine enge Strasse. In mehreren Strassenzügen wurden Türen und Fenster zerstört, Balkone wurden von Wohnhäusern gerissen und Autos durch die Luft geschleudert.
Syrien im Verdacht
Unter den Toten ist auch General Wissam al-Hassan, ein Sunnit und hochrangiger Funktionär des libanesischen Geheimdienstes, dem dieser Anschlag nach Ansicht von Beobachtern galt. Al-Hassan stand der anti-syrischen Zukunftsbewegung des Oppositionspolitikers Saad Hariri nahe.
In der Nähe des Anschlagsorts befindet sich auch das Büro der 14.-März-Bewegung. Die Parteien dieser Bewegung sind Gegner der Regierungskoalition.
Das Regime des syrischen Machthabers Baschar al-Assad steht der schiitischen Hisbollah nahe, die mit ihrem Bündnis eine Mehrheit im libanesischen Parlament hat und die jetzige Regierung an die Macht brachte. Viele sehen daher die Verantwortlichen für den Anschlag in Damaskus.
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon rief alle Beteiligten im Libanon auf, sich von dem «abscheulichen Terrorakt» nicht provozieren zu lassen. /


Libanesische Medien berichteten, dass das Kabinett am Samstag zusammenkam, um über die Konsequenzen aus dem Anschlag zu beraten. Der Hisbollah-Minister Mohammed Fneisch sprach sich nach Angaben der libanesischen Zeitung «Daily Star» gegen einen Rücktritt Mikatis aus. Dies würde die Lage nur weiter eskalieren lassen, argumentierte er.
Anschlag scharf verurteilt
International wurde der Bombenanschlag scharf verurteilt. Der UNO-Sicherheitsrat verurteilte den Versuch, den Libanon «mit politischen Hinrichtungen zu destabilisieren» und verlangte ein sofortiges Ende der Gewalt gegen Politiker.
US-Aussenministerin Hillary Clinton verurteilte den Bombenanschlag in Beirut ebenfalls scharf. Sie warnte vor einer Destabilisierung des Libanon. Zugleich rief sie alle Seiten dazu auf, «sich in Zurückhaltung zu üben und die Stabilität und Sicherheit des Libanon zu respektieren».
Zuvor hatte der Sprecher des US-Sicherheitsrats, Tommy Vietor, erklärt, die USA stünden dem Libanon bei seinen Bemühungen bei, «die Verantwortlichen für diesen barbarischen Angriff zur Rechenschaft zu ziehen».
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte, das Attentat müsse gründlich aufgeklärt, die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden. In einer am Freitag in New York verbreiteten Mitteilung rief er alle Beteiligten im Libanon auf, sich von dem «abscheulichen Terrorakt» nicht provozieren zu lassen.
Der Geheimdienstfunktionär Al-Hassan war schon Sicherheitschef unter dem früheren Ministerpräsidenten Rafik Hariri - dem Vater von Saad Hariri - der 2005 bei einem Autobombenanschlag getötet wurde. Damals kam der Verdacht auf, das Regime des syrischen Präsidenten Assad könnte an der Planung des Attentats beteiligt gewesen sein.