Patrik Etschmayer / Quelle: news.ch / Montag, 11. Februar 2013 / 11:20 h
Das Bild auf der Facebook-Seite unseres Bundespräsidenten zeigt ihn, wie er neben seinem österreichischen Amtskollegen Heinz Fischer (der allerdings NUR Bundespräsident, dies dafür für mehrere Jahre, ist) im Zielraum der Abfahrts-WM sitzt. Fischer trägt dabei eine Skijacke in den österreichischen Landesfarben (mit - im Angesicht der Medaillenbilanz - passendem Trauerflor).
Ueli Maurer hingegen ist als eine Art Litfasssäule unterwegs. Auf seiner Swiss-Ski Jacke prangen Sponsoren-Aufnäher von Audi, Swisscom, Raiffeisen, der Helvetia Versicherung und, auf dem Bild etwas ungeschickt verdeckt, vom Stromkonzern Alpiq. Selbst seine Wollmütze ist eine Liebesgabe der Raiffeisen Bank, wobei er dort zumindest die Schweizer Landesfarben mit präsentiert.
Kurz um: Maurer sieht aus wie ein deutscher Bundesliga-Trainer auf Winterurlaub, einfach weniger elegant. Deshalb müsste eigentlich auch die Frage erlaubt sein: Wieviel Sponsoren-Geld fliesst nach diesem Auftritt in die Bundeskasse? Falls es keine gesonderte Abgeltung für die Werbeauftritte des Bundespräsidenten und Sportministers gibt, müssen die Verträge dringend nachverhandelt werden.
Zudem ist durchaus zu überlegen, ob Sponsoring in der Politik nicht generell Einzug halten sollte, denn seien wir ehrlich: Mit der Herde von Lobbyisten in Bundesbern ist der Einfluss aus der Wirtschaft auf viele Parlamentarier ja ohnehin gegeben. Ein Sticker am Revers würde dies zum einen transparent und zum anderen monetarisierbar machen. Ein gewisser Anteil der Sponsoring-Einnahmen müsste einfach für jene Dinge, die bisher aus dem Bundesetat beglichen wurden, wie zum Beispiel Sekretariatsleistungen, eingesetzt werden. Was darüber hinaus ginge, könnte à discrétion verwendet werden: Wahlkampffinanzierung, Schmiergelder und Journalistenkauf ... zum Beispiel.
Doch auch der Bund selbst könnte von einer Werbeoffensive profitieren. Bandenwerbung im Bundeshaus während der Debatten wäre nur ein Anfang.
Sponsorkleber gegen patriotischen Trauerflor: Bundespräsidenten Maurer und Fischer an der Ski-WM /


Die Live-Übertragungen der Sessionen am Fernsehen könnten auch offiziell gesponsert werden. Das Ziel müsste sein, dass die Sessionen der Bundesversammlung selbsttragend wären, wobei bei Bundesratswahlen dank der hohen Einschaltquoten sogar Gewinne erzielt werden sollten.
Auch die Volksabstimmungen haben das Potential, vermarktet zu werden. Mit einer Streuung, welche alle Schweizer Haushalte mit Schweizer Bürgern erreicht, ist das Abstimmungscouvert das ideale Werbemittel. Alleine das Rückporto der Briefwahl liesse sich mit einem Sponsoring-Porto-Aufdruck finanzieren (ein jährlicher Millionenertrag) und der Rest wäre purer Gewinn für die Demokratie: Beigelegte Einkaufsgutscheine, Werbeaufdrucke auf der Rückseite der Stimmzettel und Anzeigen im Abstimmungsbüchlein wären der Hit. Ebenso auf den entsprechenden Websites der Bundesverwaltung. Und mit einem Gesetz könnte verboten werden, diese Pop-Ups per Browser-Einstellung zu unterdrücken! Wenn zudem noch die Stimme via Facebook abgegeben werden könnte, würden sich nochmals ganz neue, lohnende, Möglichkeiten eröffnen.
Von den Möglichkeiten, am Bundeshaus Fassadenwerbung zu machen und das kitschige Panorama-Gemälde im Nationalratssaal endlich durch zeitgemässe Botschaften an das Volk zu ersetzen (mit expliziten Kaufaufforderungen), soll hier gar nicht begonnen werden zu schreiben. Der Möglichkeiten sind einfach zu viele.
Um am Schluss noch einmal auf den Bundespräsidenten zurück zu kommen, lohnt es sich, eines seiner anderen Bundesrats-Ressorts genauer anzuschauen, die Armee. Angesichts der ständigen Budget-Probleme speziell in diesem Departement ist es eigentlich unfassbar, dass hier das Potential noch nicht einmal angekratzt worden ist. Warum nicht Tenue-Werbung auf den Uniformen machen? Das obligatorische Schiessen mit Fun-Events koppeln? Aufkleberwerbung auf den Panzerfahrzeugen der Armee? Und erst die Luftwaffe! Der Gripen ist doch geradezu dafür gemacht, für potente Sponsoren in die Luft zu steigen.
Ja, Herr Maurer: Ihre Swiss-Ski Jacke ist mehr als ein mit Aufnähern verunstaltetes Kleidungsstück. Auf ihr ist die Rettung der Schweizer Demokratie für alle ganz klar zu sehen! Man muss nur wollen!