Die Märtyrer-von-Jarmuk-Brigade teilte in der Nacht zum Donnerstag auf Facebook mit: «Sie stehen so lange unter unserem Schutz, bis wir ihren Transport in ein sicheres Gebiet organisieren können.» Die Vereinten Nationen sollten ihrerseits ein «Sicherheitskomitee» bilden, um die Soldaten in Empfang zu nehmen, da das Gebiet im Südwesten der Provinz Daraa derzeit von den Regierungstruppen bombardiert werde.
Von früheren Erklärungen zu dem Zwischenfall distanzierte sich die Führung der Brigade. In Videos hatte sie gegen eine angebliche Zusammenarbeit von Syriens Staatschef Baschar al-Assad mit den «Zionisten» in Israel protestiert. Zudem forderte sie den Rückzug syrischer Truppen aus dem Dorf Dschamla nahe der Waffenstillstandslinie zwischen Israel und Syrien.
Stattdessen veröffentlichten die Entführer am Donnerstag ein weiteres Video, in dem die Geiseln erklärten, «Zivilisten» hätten versucht, sie zu schützen, als sie sich in einer Region bewegten, die bombardiert wurde. Sie würden gut versorgt.
Harsche Kritik an Entführung
In den Internet-Foren der Revolutionäre hatte es nach der Entführung vom Mittwoch harsche Kritik an den Geiselnehmer gehagelt. Viele forderten die sofortige Freilassung der Soldaten und warfen den Rebellen vor, diese hätten «dem Ansehen unserer Revolution geschadet».
Auch ausserhalb Syriens wurde die Aktion scharf verurteilt. Der UNO-Sicherheitsrat in New York verlangte die «sofortige und bedingungslose» Freilassung der Beobachter. Auch die Arabische Liga schaltete sich in den Fall ein und forderte die Befreiung der Blauhelme.
In Israel löste die Geiselnahme Sorge aus, dass die UNO ihre Beobachtermission aus der Region abziehen könnte. Durch ein Ende der Mission könne «ein gefährliches Vakuum» entstehen, sagte ein Regierungsvertreter in Jerusalem. Die Zeitung «Jediot Achronot» schrieb, es gebe die Befürchtung, dass «Al-Kaida-Mitglieder die Kontrolle über die Pufferzone übernehmen».
Die Beobachtermission UNDOF ist seit 1974 auf den Golanhöhen im Einsatz, die 1967 von Israel besetzt worden waren. Etwa 1100 UNO-Beobachter kontrollieren den Waffenstillstand zwischen Israel und Syrien und überwachen eine Pufferzone.
Opposition will Regierungschef wählen
Mit der Wahl eines Übergangsregierungschefs will derweil die politische Opposition die Anerkennung als legitime Vertretung des syrischen Volkes durch die Staatengemeinschaft vorantreiben. Die oppositionelle Nationale Syrische Koalition kündigte an, sie wolle nun doch eine Übergangsregierung wählen.
Zu diesem Zweck werde sich die Opposition am kommenden Dienstag und Mittwoch in Istanbul treffen, teilte ein Sprecher mit. Die Entscheidung sei getroffen worden, nachdem der frühere syrische Ministerpräsident Riad Hidschab seine Kandidatur für das Amt als Präsident eines solchen Gremiums zurückgezogen habe. Hidschab ist das ranghöchste frühere Regierungsmitglied, das zur Opposition übergelaufen ist.
In Syrien herrscht seit fast zwei Jahren ein Bürgerkrieg, dem nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 70'000 Menschen zum Opfer gefallen sind. Über ein Million Menschen sind nach auf der Flucht.