Papst Franziskus kam am späten Nachmittag in der Sixtinischen Kapelle mit den 114 wahlberechtigten Kardinälen zusammen, die dort mit ihm an dem Konklave teilgenommen hatten. In seiner ersten Messe als Papst warnte Franziskus, die Kirche dürfe Gott nicht aus dem Blick verlieren. Sonst werde aus der Kirche eine «mitleidige regierungsunabhängige Organisation».
Der Gottesdienst «Per la Chiesa» («Für die Kirche») beendete am Donnerstag offiziell das Konklave, in welchem der 76-jährige Jesuit Jorge Mario Bergoglio am Vortag im fünften Urnengang zum neuen Papst gewählt worden war.
Franziskus begann den Tag nach seiner Wahl zum Papst mit einem Gebet zur Muttergottes Maria in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore. In einer der Kapellen stellte Franziskus vor dem Altar einen Blumenstrauss ab, kniete nieder und verweilte einige Minuten in Stille.
Amtseinführung ohne Vorgänger
Für die nächsten Tage ist der Terminkalender des neuen Oberhaupts der römisch-katholischen Kirch gut gefüllt. So empfängt Franziskus am Freitag das Kardinalskollegium, am nächsten Tag trifft er Medienleute, bevor er am Sonntag erstmals das Angelus-Gebet auf dem Petersplatz hält.
Die Messe zur Amtseinführung ist für Dienstag geplant. Dann erhält er die Insignien der päpstlichen Macht, so das Pallium, eine Art Stola, und den Fischerring.
Zu dieser Feier werden auch zahlreiche Staats- und Regierungschefs erwartet.
Erster Arbeitstag für den neuen Papst. /


Unter anderen kündigte Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner ihr Kommen an.
Sie hatte zum bisherigen Erzbischof von Buenos Aires ein gespanntes Verhältnis, da er öffentlich die Regierungspolitik kritisierte und Korruption sowie soziale Ungerechtigkeit anprangerte. In seiner Heimat wird Bergoglio aber auch angelastet, der argentinischen Militär-Junta (1976-1983) zu nahe gestanden zu haben.
Zur Amtseinführung wird Franziskus' Vorgänger als Papst, Benedikt XVI., nicht dabei sein. Ihn will der neue Papst aber zu einem noch unbekannten Zeitpunkt besuchen.
Schreiben an jüdische Gemeinde
Nach der Wahl des ersten Mannes vom amerikanischen Kontinent und des ersten Jesuiten auf den Stuhl Petri am Mittwochabend trafen aus aller Welt Glückwünsche ein, viele verbunden mit hohen Erwartungen.
Mit seinem bescheidenen Auftreten weckt der Argentinier Jorge Mario Bergoglio international Hoffnungen auf mehr soziale Gerechtigkeit und ein friedliches Miteinander der Religionen.
Der neue Papst schrieb gleich an seinem ersten Arbeitstag an die jüdische Gemeinde, er wolle die Beziehungen zwischen Katholiken und Juden verbessern. Er hoffe sehr, «zum Fortschritt in den Beziehungen zwischen Juden und Katholiken beitragen zu können». Der israelische Präsident Schimon Peres lud Franziskus schon ein, «das heilige Land bei erster Gelegenheit zu besuchen».
Auch die Organisation für Islamische Zusammenarbeit, in der 57 muslimische Staaten vertreten sind, wünschte sich eine Vertiefung der Beziehungen zwischen Christen und Muslimen. Das Verhältnis werde hoffentlich wieder «herzlich», hiess es in einer Erklärung.