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Letzte Ausfahrt PleiteNach dem absoluten Desaster des ersten «Rettungsplanes» für Zypern, landesweiten Protesten, einem europaweiten Aufschrei und einem Parlament, dass die eigenen Bürger aus Angst vor einem Lynchmob dann doch nicht enteignete, wurde nun die einzige logische Lösung gewählt. Doch auch die wird hässliche Folgen für Zypern haben.Patrik Etschmayer / Quelle: news.ch / Montag, 25. März 2013 / 14:22 h
Zypern hätte bezahlen müssen, so oder so. Nun eben so. Mit der Zerschlagung eines der wichtigsten Wirtschaftszweige der Insel. Eine der Grossbanken wird im Total abgewickelt, die andere gestutzt. Die kleinere Laiki-Bank wird mit Ausnahme der Sparguthaben bis Euro 100'000.-- in eine Bad Bank übergeführt und Gläubiger, Anteilseigner und Grossanleger können ihr Geld de facto vergessen. Die Kleinsparer werden in die grössere, in die «Bank von Zypern» übergeführt, doch auch dort geht es den Anteilseignern, Gläubigern und Grossanlegern ans eingemachte, um die Bank wieder mit Kapital auszustatten. Ein Gemetzel, dass der zypriotische Staatschef Anastasiadis den reichen ausländischen Anlegern scheinbar hatte ersparen wollen - auf Kosten seiner Wähler.
In einem Land, dessen Wirtschaft zu mehr als drei Vierteln auf dem Dienstleistungssektor beruht, von dem die Banken einen wesentlichen Teil ausmachten, bedeutet dies vor allem eines: Ein riesiger wirtschaftlicher Einbruch, der auch an anderen Orten Bremsspuren hinterlassen könnte. So entwickelt sich der Tourismus und die damit einhergehende Bautätigkeit scheinbar seit einiger Zeit ziemlich gut, doch die erforderliche Finanzierung von Projekten hängt nicht zuletzt von einem leistungsfähigen Finanzsektor ab. Wer jetzt also glaubt, dass in Zypern alles glücklich weiter geht, dürfte ein verkatertes Erwachen haben.
Doch eben, einen anderen Ausweg gab es nicht. Die zypriotischen Banken hatten während Jahren offenbar ein gefährliches Spiel mit überhohen Zinsen gespielt, die nur durch hoch spekulative Geschäfte wieder rein geholt werden konnten. Und solange es gut ging, schauten in Zypern offenbar alle weg: Bankenaufsicht, Regierung und auch das Volk, denn, solange die Gans goldene Eier legt, fragt keiner woher das mit anabolen Steroiden angereicherte Krebs fördernde Futter kommt.
Grossanlegerschonung scheiterte aus Angst vor Lynchmob: Zypern-Präsident Nicos Anastasiades /
Und jetzt, wo die Gans notgeschlachtet wird, gibt es nicht wenige, die den Metzger des Mordes beschuldigen, statt sich zu fragen, wie man die Gänse so gross und so krank werden lassen konnte... Doch in einer recht kleinen Nation einen grossen Wirtschaftszweig erst zu reglementieren und dann zu regulieren, ist schwierig, ja nahezu unmöglich. Wir Schweizer mussten das ja auch schon erfahren. Und in dieser Hinsicht ist Zypern - ganz kalt gesehen - kein Beispiel, das von Europa abschrecken sollte (wenn man mal von gewissen «Rettungsplänen» absieht), sondern eines, dass für eine europaweite Bankenaufsicht spricht. Die Schräglage und die hoch riskanten Geschäfte, welche nicht nur in Zypern Banken in den Abgrund wanken liessen (Monte dei Paschi, etc.), müssten von einer Finanzaufsicht schon dann erkannt werden, bevor nur noch die Abwicklung als Alternative zum Staatsbankrott bevorsteht. In Zypern sind nun eigentlich die Forderungen all jener erfüllt, die finden, dass als erstes die Banken und jene, die riskant spekulieren, für die Fehler zahlen sollten. Der Haken ist, dass am Ende doch alle zahlen werden, womöglich mit mehr, als ihnen die eigene Regierung gerne von ihren Konten abgezwackt hätte, denn eine schwere Rezession ist so gut wie garantiert. Zypern bezahlt nun. Eben so statt so. Der Eurogruppe die Schuld zu geben ist dabei zu billig. Zu gross war die Schräglage des übergrossen Bankensektors auf dieser Insel, zu desaströs der Absturz in der Finanzkrise, so dass die letzte Ausfahrt eigentlich nur die Pleite sein konnte. Für die Zyprioten eine wirtschaftliche Katastrophe. Für alle anderen eine Erinnerung daran, was passieren kann, wenn sich die ganze Politik nach den Wünschen des Finanzsektors richtet, daran, warum wir alle schon so lange am Abgrund entlang wackeln und dass es auf alle Fälle schmerzhaft sein wird, die gegenwärtige, fast schon zum Zustand mutierte Krise hinter uns zu lassen. Hoffen wir einfach, dass es weniger weh tun wird wie in Zypern.
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