Reta Caspar / Quelle: news.ch / Donnerstag, 22. August 2013 / 09:27 h
Dass der «begeisterte Katholik» (Handelszeitung) und Schweizer Botschafter Johannes Matyassy (ehemaliger Generalsekretär der FDP) aus Anlass des Papstbesuchs in Buenos Aires husch-husch eine Wanderausstellung über die Schweizer Garde auf die Beine gestellt und mit Alphornklängen eröffnet hat, konnte man noch mit einem Stirnrunzeln zur Kenntnis nehmen. Immerhin bekennt sich heute noch knapp die Hälfte der ArgentinierInnen zur katholischen Kirche - Tendenz allerdings steil abnehmend. Und auch im Heidiland halten die Kirchenaustritte bei den Katholiken an und so können die derzeit 38 Prozent nur durch die Zuwanderung aus Südeuropa und Polen gehalten werden.
Kopfschütteln müsste aber die Meldung auslösen, dass die Ausstellung auf Anregung des EDA realisiert wurde, weil die Schweizergarde «auch etwas Schweizerisches repräsentiere».
Womit genau soll das Image der Schweiz gefördert werden?
Mit einer privaten Organisation von Katholiken, welche eine polizeiliche Dienstleistung erbringt (so bezeichnet, damit kein Konflikt mit dem Schweizer Söldnerverbot besteht)?
Mit jungen Männern, die in putzigen Renaissance-Uniformen und mit mittelalterlichen Hellebarden posieren, im Ernstfall aber auf Schweizer Pistolen und Sturmgewehre zurückgreifen werden?
Mit einer Organisation, deren Mitglieder der grössten Parallelgesellschaft der Schweiz angehören und während ihrer Dienstzeit in erster Linie Bürger des Vatikans sind?
Die Schweizergarde hat eine einflussreiche und finanzstarke Lobby unter den Schweizer Traditionalisten.
Schweizergarde: Polizeiliche Dienstleistung? /


Das Stiftungspräsidium ging 2011 von CVP-Altbundesrat Cotti in die Hände von FDP-Altbundesrat Pascal Couchepin über. Und auch der reformierte Pfarrerssohn und Pfarrersbruder Christoph Blocher macht schon mal auf Oekumene, wenn es dem rückwärtsgewandten Hochglanz der Schweiz dient: Er figuriert unter den Hauptstiftern des Schweizergarde-Museums im Wallis (das 2006 durch die damalige katholische SP-Bundesrätin Micheline Calmy-Rey eröffnet wurde), und trat als SVP-Bundesrat 2005 selbstverständlich auch als Festredner am 500-Jahre-Jubiläum der päpstlichen Schweizergarde in Luzern auf. In jüngster Zeit machte sich die Zürcher FDP-Nationalrätin und Oberkatholikin Doris Fiala erfolglos für eine ständige Vertretung der Schweiz beim «heiligen Stuhl» stark, weil dies «unseren Interessen» und der «internationalen Courtoisie» entspreche, weil sich der Papst in internationalen Organisationen engagiere und insbesondere in Menschenrechtsfragen, eine immer wichtigere Rolle spiele. Vielleicht schreibt Frau Fiala ja nun nach ihrer Plagiats-Affäre ihre neue Masterarbeit über «Die Schweizergarde im Kontext der nationalen Sicherheit und globaler Zusammenhänge».
Da wundert es eigentlich nicht mehr, dass die «Südostschweiz» unwidersprochen propagieren kann: «Die Schweizer Garde steht weltweit für wichtige Eckwerte der Schweiz und Swissness: Qualität, Sicherheit, Verlässlichkeit, Loyalität, Vertrauen und Stil seit über 500 Jahren. Diese Image-Werte sind auch matchentscheidend für die Angebote der Schweizer Exportwirtschaft: Banken, Versicherungen, Maschinen, Uhren, Nahrungsmittel, Tourismus .»
Die Botschaft, die wohl die Welt erreicht, wenn sich die Schweiz mit dem Vatikan ins Bett legt: Da verbinden sich zwei Ministaaten, zwei historisch erfolgreiche moralische Opportunisten und Standorte von zweifelhaft agierenden Geldinstituten unter dem Mythos von Gottesfürchtigkeit und Rechtschaffenheit - wenn das keine erfolgversprechende PR für Swissness ist!