Die Zahl der Unfälle schnellt deswegen jeweils ab November nach oben. Allein am (gestrigen) Dienstag meldete die Polizei in der Deutschschweiz fünf Unfälle, bei denen Fussgänger auf dem Zebrastreifen angefahren und verletzt wurden.
Im Durchschnitt verunfallen in den Wintermonaten laut einer Auswertung der Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) 28 Personen pro Woche auf dem Fussgängerstreifen. Neun Personen werden dabei schwer verletzt, eine tödlich.
Hauptgrund für die vielen Unfälle im Winter ist die frühe Dämmerung, wie bfu-Sprecher Daniel Menna am Mittwoch auf Anfrage sagte. Am frühen Abend, wenn besonders viele Leute auf den Strassen unterwegs sind, ist es bereits dunkel und die Fussgänger werden schlechter gesehen.
Auch am Morgen ist es zur Stosszeit zwar noch dunkel, für Fussgänger sind die Abendstunden nach Angaben der Strassenopfer-Organisation Roadcross aber gefährlicher. Müdigkeit, Stress und Unaufmerksamkeit seien am Abend grösser als am Morgen.
Im «Tarnmodus» unterwegs
Zu den Unfällen auf den Fussgängerstreifen kommt es meist, weil die Autofahrer den Fussgänger übersehen - sei es, weil sie abgelenkt sind oder weil beispielsweise die Beleuchtung schlecht ist. Nach Angaben des Bundesamtes für Strassen (ASTRA) waren letztes Jahr bei vier von fünf Unfällen am Fussgängerstreifen Auto- und Motorradfahrer die Hauptverursacher.
Bfu-Sprecher Menna erinnert daran, dass Fussgänger eine gewisse Vorsicht walten lassen sollten.
Fussgänger überqueren bei Schneefall eine Strasse in Luzern. /


Auch die Kleidung der Fussgänger kann einen Einfluss haben: Gerade im Winter seien viele mit dunklen Mänteln unterwegs, quasi «im Tarnmodus», sagte Menna. Er rät, beispielsweise eine helle Tasche oder Kappe zu tragen, um besser gesehen zu werden.
Unfallzahlen stagnieren
Insgesamt verunfallten letztes Jahr fast 2400 Fussgänger, 75 wurden dabei getötet; fast 700 schwer verletzt. Gut 1000 Unfälle ereigneten sich auf Fussgängerstreifen. Anders als bei den Autofahrern ist die Zahl der verunfallten Fussgängern in den letzten Jahren nicht gesunken.
Zwar gibt es heute weniger tödliche Fussgängerunfälle als noch vor dreissig Jahren, in den letzten rund zehn Jahren jedoch stagnierten die Zahlen. «Mit den Präventionsmassnahmen konnte ein gewisses Niveau erreicht werden», sagte Menna. Nun gehe es darum, die Infrastruktur sicherer zu machen.
Nach Schätzungen von Experten sind über die Hälfte der Fussgängerstreifen mangelhaft, halten also die vorgegeben Normen nicht ein: Sie sind beispielsweise zu schlecht beleuchtet, zu wenig weit sichtbar oder verfügen über keine Schutzinsel. «Das heisst aber nicht, dass alle diese Fussgängerstreifen gefährlich sind», sagte Menna.
Er weist auch darauf hin, dass ein Fussgängerstreifen nicht immer die richtige Lösung sei. Werde ein Fussgängerstreifen beispielsweise nur wenig genutzt, so wüssten das ortskundige Autofahrer und rechneten gar nicht mehr damit, Fussgänger anzutreffen.