Der US-Onlinehändler schrieb im zweiten Quartal einen Nettoverlust von 126 Mio. Dollar, fast doppelt so viel wie von Analysten erwartet. Zwar stieg der Umsatz erneut um fast ein Viertel auf rund 19,4 Mrd. Dollar und Finanzchef Tom Szkutak erklärte, die hohen Investitionen würden sich langfristig auszahlen.
Investoren trennten sich dennoch in Scharen von ihren Aktien, der Amazon-Kurs fiel nachbörslich um rund 10 Prozent. Dabei sind hohe Investitionen bei Amazon nichts Neues. Firmengründer Jeff Bezos steckt viel Geld in neue Produkte rund um das Kindle-Tablet und Datendienste, entwickelt inzwischen eigene Fernsehshows und Videospiele.
Ausserdem ist Bezos mit dem Handy "Fire" ins Smartphone-Geschäft eingestiegen, mit dem er vor allem Apple und Samsung angreifen will. Dazu kommen viele Milliarden Dollar an Ausgaben für den Ausbau von Logistikzentren.
China-Konkurrent Alibaba
Auf seinem Heimatmarkt hat Amazon inzwischen schlagkräftige Konkurrenz aus Asien.
Neue Investitionen schmälern Gewinn /


Chinas führender Online-Händler Alibaba will Amazon und auch eBay mit einem eigenen US-Internet-Auftritt angreifen. Der Konzern will damit auch seine Position vor seinem Mega-Börsengang in den USA festigen, bei dem der Alibaba mit bis zu 150 Mrd. Dollar bewertet werden könnte.
Bezos' Ziel ist es, rasch Marktanteile zu gewinnen, neuerdings etwa durch eine Lieferung am Sonntag in den USA. In ausgesuchten US-Städten liefert Amazon mittlerweile sogar Lebensmittel aus.
Kritik
Amazon gibt Anlegern insgesamt aber wenig Informationen über die Entwicklung einzelnen Geschäftsbereiche. So veröffentlichte das Unternehmen noch nie Absatzzahlen seiner Geräte wie der Kindle-Tablets. Bei der eigenen Technik gab Bezos stets die Devise aus, man wolle sie den Kunden möglichst günstig anbieten und dann das Geld über den Verkauf von Diensten und Artikeln verdienen.
In der Vergangenheit waren die Anleger grundsätzlich einverstanden mit der Strategie des Firmengründers. Sie honorierten niedrige Gewinne und auch rote Zahlen mit weiteren Kurssteigerungen. Doch die kritischen Stimmen mehren sich nun.
Kritik muss sich Amazon auch aus anderen Ecken gefallen lassen: Gewerkschafter kritisieren die Arbeitsbedingungen, und einzelne Buchverlage beklagen eine Gängelung durch den Versandriesen, der Preissenkungen bei elektronischen Büchern durchsetzen will. Jüngst hatte Amazon in den USA sogar eine E-Book-Flatrate eingeführt, bei der Kunden für knapp zehn Dollar im Monat Zugang zu 600'000 Titeln bekommen.