Der Präsident der kurdischen Autonomiegebiete, Massud Barsani, erwartet von Deutschland die Unterstützung mit Waffen und Munition. "Wir haben wirklich keinen Mangel an tapferen Kämpfern, wir haben einen Mangel an modernen und effektiven Waffen", sagte Barsani dem Magazin "Focus".
Am Samstag erreichten erste Hilfsgüter der Bundeswehr die Kurden-Hauptstadt Erbil. Bei Steinmeiers Treffen mit Barsani ging es darum, was Deutschland darüber hinaus leisten kann. Berlin hat sich grundsätzlich zur Lieferung von Ausrüstung bereit erklärt und auch Waffenlieferungen nicht ausgeschlossen.
"Panzerbrechende Waffen als sofortige Hilfe"
Die deutsche Regierung sieht dabei aber eher die Osteuropäer innerhalb der EU am Zug, die über Waffen aus Sowjetzeiten verfügen, mit denen die Kurden-Armee Peschmerga kämpft.
Truppenhilfe aus Deutschland oder anderen westlichen Ländern lehnte Barsani ab. "Wir benötigen panzerbrechende Waffen als sofortige Hilfe", sagte er.
Von der internationalen Gemeinschaft forderte Barsani eine Strategie, um die Finanzquellen der Milizen des so genannten Islamischen Staates (IS) trockenzulegen. Diese finanzierten sich aus Zwangsabgaben, aus dem Verkauf von Öl, aber auch aus Hilfen von "einigen anderen Ländern".
UNO-Sicherheitsrat blockiert Finanzierung
Der UNO-Sicherheitsrat hatte am Freitag einstimmig eine Resolution beschlossen, welche die Finanzierung der IS-Extremisten und ihre Rekrutierung von Kämpfern unterbinden soll.
Bei seiner Ankunft in Bagdad hatte Steinmeier die IS-Kämpfer des kürzlich ausgerufenen "Kalifats" als "eine terroristische Mörderbande" bezeichnet, die "versucht, sich das Land untertan zu machen". Die sunnitischen Fundamentalisten bedrohten nicht nur den Irak. "
Steinmeier besuchte am Samstag eine Notunterkunft für Flüchtlinge in einer Schule in Erbil.
Das US-Militär setzte erneut Drohnen gegen die Extremisten-Gruppe Islamischer Staat (IS) ein. (Symbolbild) /


Dabei sicherte er den dort lebenden Jesiden und Christen weitere humanitäre Hilfe zu. Im kurdisch-irakischen Autonomiegebiet hat der Vormarsch der sunnitischen Fanatiker Hunderttausende in die Flucht getrieben.
Massaker an Jesiden
In der Region richteten nach Angaben eines jesidischen Anwalts und zweier kurdischer Regierungsbeamter am Freitag IS-Kämpfer ein Massaker an. Sie sollen etwa 80 Mitglieder der Religionsgemeinschaft in einem Dorf getötet haben.
"Sie kamen in mehreren Fahrzeugen und begannen am Nachmittag mit dem Töten", sagte der kurdische Beamte. "Der Grund war, so glauben wir, ihr Credo: konvertiert oder werdet getötet". Nicht nur seien Dutzende Menschen umgebracht worden, sondern auch die Frauen entführt worden.
USA greifen IS-Stellungen aus der Luft an
Wenige Stunden später flogen die USA erneut Luftangriffe auf IS-Kämpfer. Eine Drohne habe in der Nacht auf Samstag zwei Fahrzeuge der Extremisten-Gruppe zerstört, teilte das US-Militär mit.
Auch auf IS-Stellungen rund um die nordirakische Metropole Mossul flog die US-Luftwaffe Angriffe. Mindestens 20 IS-Kämpfer seien dabei getötet worden, berichteten kurdische Peschmerga-Soldaten am Samstag. Die Luftangriffe hätten sich auf Ziele nahe dem Mossul-Staudamm nördlich der Stadt konzentriert.
Der am Tigris gelegene Staudamm ist der grösste des Landes und für die Trinkwasserversorgung und Stromerzeugung äusserst wichtig. IS-Kämpfer hatten den Staudamm Anfang August erobert.