Regula Stämpfli / Quelle: news.ch / Mittwoch, 20. Mai 2015 / 10:29 h
Eine Schweizer Bank soll vor einiger Zeit einer Pensionskasse das Abheben einer riesigen Summe verweigert haben. Dies nicht etwa aus rechtlichen Gründen, sondern aus eigennützig monetären Überlegungen. Die Pensionskasse wollte das Geld preisgünstig in einem Tresor verstauen, da Geldtransport und das Begleichen weiterer Ausgaben viel billiger waren als die unendlich hohen Gebühren, die die Bank für das Lagern des Millionenvermögens erhob.
Eine Schweizer Bank verweigert einem Sparer sein ursprüngliches Recht, frei über sein Vermögen zu verfügen.
Das muss man sich erst mal auf der Zunge zergehen lassen. Noch erstaunlicher ist es, dass diese Geschichte in der Schweiz selbstverständlich kein Aufsehen erregt, obwohl die Geschichte auf SRF in 10vor10 und auf der SRF-Website gebracht wurde.
Die Schweizerische Nationalbank hat es aber auch wirklich schwer. Zunächst vernichtet sie im Januar 2015 Tausende von Arbeitsplätzen und auf Jahre hinaus den geplanten Wirtschaftswachstum für kleinere und mittlere Unternehmen. Dann kämpft sie mit einer Geldschwemme, die ihr 0.75 Prozent Negativzins beschert! Das ist ja schrecklich! Wie verständlich, dass hier die Bank sofort reagieren muss. «Sie wollen das Geld, das Sie über Jahrzehnte gespart haben? No way! Das Geld bleibt hier.»
Der
Bankrun von ganz ungewohnter Seite macht die Banken total aggressiv
und soll mit dem Coup «Bargeldverbot» auf ewig verhindert werden. An einem Tag verkünden alle unisono: Bargeld muss weg.
Wenn's nach der SNB geht bald einmal Vergangenheit: Bargeld. /


Schauen wir doch mal genauer hin, wer Bargeld schon heute einschränkt. Dänemark, als Klassiker unter den staatlich regulierten Gebilden, ist diesbezüglich schon ganz weit vorne, auch Frankreich hat mit seiner etatistischen Vergangenheit die Nutzung von Barem eingeschränkt. Griechenland auch, aber aus ganz anderen Gründen: Hier ging es um Fluchtkapital und neoliberale Order aus Brüssel.
In London meinte die SNB laut Bericht der Süddeutschen vom 19. Mai: «Die Nationalbank hat deshalb Banken empfohlen, mit Bargeldnachfragen (...) restriktiv umzugehen.» Im Klartext heisst dies nichts anderes als dass Sparer über ihr eigenes Geld nicht mehr frei verfügen können.
Gäbe es die Süddeutsche Zeitung nicht, kein Mensch würde in der Schweiz, ja eigentlich im gesamten deutschsprachigen Raum wirklich erfahren und vor allem verstehen, worum es in der Diskussion zur Abschaffung des Bargeldes geht.
Im Kern geht es um die Verfügbarmachung allen Vermögens zuhanden der Grossbanken, deren Gebühren und deren Profitmaximierung.
Es geht auch um die Abschaffung von Grundfreiheiten. Was wir momentan erleben ist «the Circle» von Dave Eggers auf monetaristisch: Ich weiss, wieviel Du wert bist und entscheide, wie Du über Deinen Wert verfügen kannst...Willkommen in der schönen, neuen bargeldlosen Bankenwelt! Geld darf nicht einmal mehr stinken. Das tun dann nur noch wir Menschen, die aufgrund Kreditinstabilität dann die Kloaken reinigen, die Geschlechtsorgane zur Verfügung stellen oder in Schlachthäusern tätig sein dürfen.
Das Argument, mit dem Cashverbot auch die organisierte Kriminalität einzuschränken, ist dabei bester Blankocheck für die Banken. Als ob die organisierte Kriminalität tatsächlich vom Bargeld abhängen würde! Der Menschenhandel beispielsweise ist dank «freizügiger» Prostitutionsgesetze in Deutschland schon längst nicht mehr auf Bargeld angewiesen.
«Nur Bares ist Wahres.»
Wer Bargeld abschafft, macht die Menschen zum neuen Cash.
Der Mensch soll in Zukunft real kein Geld mehr
haben, sondern er selber ist Geld.
Harald Freiberger schrieb gestern in seinem Kommentar in der Süddeutschen:«Jeder Bürger soll frei wählen können, ob er beim Bezahlen Spuren hinterlassen will. Für ihn gilt das, was der russische Schriftsteller Dostojewski schon 1861 feststellte: 'Geld bedeutet doch geprägte Freiheit.' Wer das Bargeld abschaffen will, schafft die freie Wahl der Bürger ab.» Dem gibt es nichts weiter hinzuzufügen.