Im Rahmen des Cannes Lions Festival haben sich David Drummond, Leiter der Rechtsabteilung, und Strategie-Direktorin Victoria Grand auch dafür eingesetzt, dass vermehrt Gegenstimmen zum sogenannten Islamischen Staat im Netz veröffentlicht werden.
«Grundsätzlich ist es gut, dass sich Google da seiner Verantwortung bewusst wird - YouTube ist, wie alle anderen sozialen Medien auch, im Rekrutierungsprozess relevant. Es bleibt aber abzuwarten, ob das Löschen von Videos nicht nur reine Kosmetik ist», kommentiert Verena Fabris, Leiterin der Beratungsstelle Extremismus.
Google verzichtet auf totale Zensur
«Die Herausforderung für uns ist, ein Gleichgewicht zu schaffen zwischen der Erlaubnis, dass sich Menschen über die Gefahren und die Gewalttätigkeit dieser Gruppe weiterbilden - aber gleichzeitig dürfen wir uns nicht erlauben, ein Aussendekanal für diese schreckliche, aber was den Nachrichtenwert betrifft, sehr aktuelle terroristische Propaganda», erklärt Google-Mitarbeiterin Grand.
Der IS habe bereits virale Verbreitung in sozialen Netzwerken erreicht und die Gegenstandpunkte seien nicht stark genug, um zu bestehen, so Grand weiter. Zensur sei dabei aber auch nicht die richtige Lösung. «Wir glauben, dass es eine bessere Lösung gibt, um die hassenswerte Rhetorik des IS zu bekämpfen, und zwar mit Rationalität. Sie verstehen.
Youtube will nicht länger Propaganda-Plattform für den IS sein. /


Sich ihr entgegenstellen. Aufgedrängtes Schweigen ist nicht die Antwort. Die schadenbringende Ideologie mit besseren Botschaften, mit rationaleren Botschaften zu übertönen, ist der bessere Weg.»
Schwierige Deradikalisierungsprozesse
«Ein Video im Netz wird niemanden, der stark fanatisiert ist, von seiner Einstellung abbringen. Deradikalisierungsprozesse sind sehr schwierig zu bewerkstelligen», argumentiert Fabris. Und fügt an: «Was Jugendliche angeht, die sich erst einmal im Web über den IS informieren wollen, ist es aber nicht verkehrt, wenn Gegennarrative in einer gewissen Qualität und Quantität vorhanden sind.»
Ob Googles Bemühungen Früchte tragen werden, steht noch in den Sternen. Prävention und Hilfe gibt es aber für Betroffene bereits jetzt von anderer Seite, berichtet Fabris: «Als Extremismus-Beratungsstelle ist es unter anderem unsere Aufgabe, einerseits die Eltern zu stärken und andererseits Alternativen für die Jugendlichen zu suchen - wenn ihnen von extremistischen Gruppierungen ein Job und soziale Eingebundenheit versprochen wird, bemühen wir uns, stattdessen in Österreich diese Ziele für die Jugendlichen zu erreichen.»