«Diese Militäraktionen bedeuten eine weitere Eskalation und werden mehr Extremismus und Radikalisierung schüren», heisst es in einer in der Nacht zum Freitag veröffentlichten Erklärung mehrerer Staaten. Die westlich-arabische Anti-IS-Koalition wirft Moskau vor, bislang vor allem die gemässigten Gegner des syrischen Machthabers Baschar al-Assad angegriffen zu haben.
Insbesondere die Luftangriffe auf Hama, Homs und Idlib mit zahlreichen Toten in der Zivilbevölkerung seien nicht gegen die IS-Terrormiliz gerichtet gewesen, heisst es in der gemeinsamen Erklärung von Deutschland, den USA, Frankreich, Grossbritannien, der Türkei, Saudi-Arabien und Katar.
Moskau wird darin aufgerufen, seine Angriffe auf die syrische Opposition und Zivilisten «sofort zu stoppen» und seine Bemühungen auf den Kampf gegen den IS zu konzentrieren. Auch die EU zeigte sich am Freitag «besorgt» über zivile Opfer der russischen Angriffe und verlangte von Moskau, seine Ziele «sorgfältig auszusuchen».
Vor einem Ukraine-Gipfel in Paris traf am Freitag Frankreichs Staatspräsident François Hollande mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin zusammen. Dabei bemühten sie sich nach Angaben der französischen Seite, Differenzen bei der Frage eines politischen Übergangs in Syrien zu überbrücken. Frankreich ist erklärter Gegner von Assad.
Der russische Präsident wurde heute von François Hollande empfangen. /


Im Anschluss kam es auch zu einer Begegnung der deutschen Bundeskanzleirn Angela Merkel mit Putin.
Bislang gibt es keine Anzeichen, dass die internationalen Kritik an Russlands Vorgehen etwas ändern könnte: Die Angriffe würden mindestens noch «drei bis vier Monate» fortgesetzt, sagte der Vorsitzende des aussenpolitischen Ausschusses des russischen Parlaments, Alexej Puschkow, dem französischen Sender Europe 1. Und auch die Intensität könne noch gesteigert werden.
Unterschiedliche Angriffsziele
Die russische Luftwaffe bombardiert seit Mittwoch Ziele in Syrien. Alleine am Donnerstag wurden dabei nach Angaben von Aktivisten mindestens sieben Zivilisten getötet, darunter zwei Kinder. Nach Moskauer Darstellung richten sich die Angriffe gegen die Islamistenmiliz Islamischer Staat (IS) und andere extremistische Gruppen.
So sei am Donnerstag erstmals die syrische IS-Hochburg in der Provinz Raka von Kampfbombern vom Typ Suchoi 34 bombardiert worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Freitag mit. Ein Ausbildungslager und ein getarnter Befehlsposten seien getroffen worden.
Der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge wurden dabei mindestens zwölf IS-Kämpfer getötet. Nach Moskauer Angaben wurden auch IS-Ziele in den Provinzen Aleppo an der türkischen Grenze und Idlib «vollständig zerstört».