Regula Stämpfli / Quelle: news.ch / Mittwoch, 2. März 2016 / 08:53 h
Wollte man wirklich die Gesundheit der jungen und alten Menschen schützen, dann müssten Warnhinweise auf Politikerwerbung gesetzt werden: «Dieser Politiker tötet», «Sozialabgaben kürzen, fügt Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu», «Diese Politikerin lässt Ihre Haut altern», «Die Wahl der SVP schadet Ihrer Schwangerschaft und Ihrem Kind», «Die Wahl von Altherren-SPD verursacht tödliches Hartz IV», «TTIP lässt uns früher sterben», «FDP macht sehr schnell abhängig: Fangen Sie gar nicht erst damit an», «Islamismus führt zu einem langsamen und schmerzhaften Tod», «Das Tragen einer Burka kann zum Totprügeln führen»...
Weshalb meine Kritik an offizieller Gesundheitspolitik und inoffizieller Armutspolitik? Das Team um Eileen Chou, Bidhan Parmar und Adam Galinsky haben eine eindrückliche Studie vorgelegt (Psychological Science online). Sie belegen, dass ökonomische Unsicherheit schwere Schmerzen hervorruft. Weshalb dem so ist, ist noch nicht ganz klar. Klar ist nur, dass psychischer und physischer Stress im Hirn ähnlich verarbeitet oder traumatisch abgelegt werden. Finanzsorgen können schwere Schmerzen auslösen, sie gefährden die Gesundheit und führen zu einem stark erhöhten Konsum von Schmerzmitteln. 2008, auf dem Höhepunkt der Finanzkrise und der Arbeitslosigkeit in den USA, korrelieren ökonomische Parameter wie Job- oder Hausverlust mit dem Anstieg der Menge frei verkäuflicher Schmerzmittel.
Zeit, auch Politik(er) mit Warnhinweisen zu versehen. /


Kein Wunder liebäugelt die Pharmabranche so sehr mit der Wallstreet! Während die eine die Menschen verarscht und für ihre Fehlspekulationen zahlen lässt, beutet die andere das Leid via Mehrverkauf von Pillen aus.
Was ist die Konsequenz von Vernunft, Wissen und Erkenntnis? Der grösste Menschenkiller ist und bleibt die Armut, die ökonomische Unsicherheit, die Angst vor dem Abstieg. Doch solange auch das Bundesamt für Gesundheit in Bern (wie alle anderen europäischen auch), sich oberflächlich mit irgendwelchen Millionenkampagnen beschäftigt und dies als «Gesundheit» verkauft, mit diesem Blödsinn in den Medien auch noch durchkommt, ist kein Ende dieses Wahnsinns abzusehen.
Deshalb: Wer immer seine Fresse mit «Gesundheit» voll nimmt, dem halten Sie doch die Studie von Eileen Chou et al. vor die Nase und fragen ganz eindringlich: «Na, hast Du heute schon was für die Gesundheit der Menschen getan? Beispielsweise indem Du gewisse Politikerinnen und Politiker nicht wählst, unterstützt? Beispielsweise indem Du keine Produkte bei Firmen kaufst, die Steuerhinterziehung perfekt beherrschen? Beispielsweise indem Du bei TTIP-Protesten mitmachst?» etc.
«Gesund» ist ein weiter Begriff und ja klar: Rauchen tötet und zwar nicht einmal nett, höflich oder gar schön. Doch massenhaft töten Armut und die Angst vor dem Leben in Armut.