«Wir wussten genau, wie wir gegen Finnland spielen mussten, und setzten es um», sagte Morgan Rielly nach dem Gewinn der Goldmedaille. «An solchen Turnieren musst du aus deinen Fehlern lernen und in jedem Spiel besser werden.» Derick Brassard, mit fünf Toren und sechs Assists der beste Skorer im Team, ergänzte: «Finnland ist eine wirklich klug spielende Mannschaft, die auf deine Fehler wartet und dann zuschlägt. Heute Abend liessen wir ihnen keine Chance. Die Finnen trieben uns wirklich an, eine bessere Mannschaft zu sein.» Headcoach Bill Peters, 2015 noch einer der Assistenten, erklärte, dass sie als Team gewachsen und während dem gesamten Turnier fokussiert geblieben seien.
Tatsächlich zeigten die Nordamerikaner im Final eine nahezu perfekte Leistung und kontrollierten die Partie während 60 Minuten. Dies, obwohl sie mit einem Durchschnittsalter von 24 Jahren nach den USA (23) die zweitjüngste Equipe an dieser WM stellten. Das zeigt, über welch unerschöpfliches Potenzial die Kanadier verfügen. Mit Taylor Hall, Ryan O'Reilly und Matt Duchene waren nur drei Spieler dabei, die schon im Jahr zuvor die WM-Goldmedaille gewonnen hatten. Den entscheidenden Treffer zum 1:0 in der 12. Minute erzielte mit Connor McDavid das «Küken» im Team. Der 19-jährige Erstrunden-Draft von 2015, der nach acht Assists zum ersten und einzigen Mal an diesem Turnier traf, ist der jüngste Spieler der Geschichte, der WM-Gold mit der U18, der U20 und bei den «Grossen» geholt hat.
Dass Kanada und Finnland den Final erreichten, war logisch. Beide waren in der Defensive nur schwer zu überwinden. Die Kanadier blieben bei der Hälfte ihrer zehn Partien ohne Gegentor, Finnland feierte drei Shutouts. Bereits vor einem Jahr in Prag hatten die Nordamerikaner zwei von drei K.o.-Spielen zu Null gewonnen. Doch obwohl die Kanadier den Titel erfolgreich verteidigten, schaffte es mit Verteidiger Michael Matheson nur ein Spieler ins All-Star-Team. Auch dies sagt einiges über deren Stärken aus. Apropos Kollektiv: Von den 13 eingesetzten Stürmern reihte sich einzig Sam Reinhart nicht unter den Torschützen ein. Mark Scheifele nahm das Wort Familie in den Mund.
Derick Brassard (l.) trug als bester Skorer der Kanadier wesentlich zum Titelgewinn bei. /

Jalonen: «Kanada hat es verdient»
Die Finnen gaben sich nach der Partie als äusserst fairer Verlierer. «Ich sah Kanada nicht oft so spielen. Die Kanadier hatten einen wirklich klugen Spielplan», sagte der zu den Führungsspielern gehörende Jussi Jokinen. Headcoach Kari Jalonen, der in der nächsten Saison an der Bande des SC Bern steht, äussert sich in die gleiche Richtung. «Kanada hat es verdient, Weltmeister zu werden. Wir hatten nicht mehr genügend Power, um Torchancen zu kreieren. Wir brachten alles noch Mögliche aufs Eis, aber es war nicht gut genug.» An der Unterstützung im eigenen Land hätte es nicht gefehlt. Den Final verfolgte die Rekordzahl von 3,25 Millionen Finnen vor dem Bildschirm, was einem Marktanteil von 60 Prozent entspricht.
Trotz der Niederlage war Jalonen «sehr stolz» auf seine Mannschaft. Dazu hatte er auch allen Grund. Die Finnen müssen sich keine Sorgen um die Zukunft machen. Es rücken viele Talente nach. Mit Mikko Rantanen (19), Sebastian Aho (18) und Patrik Laine (18) gehörten drei Spieler zum Team, die im Januar mit der U20-Nationalmannschaft an der Heim-WM in Helsinki triumphiert hatten. Laine wurde gar zum MVP des Turniers gewählt und dürfte im kommenden NHL-Draft mindestens als Nummer 2 gezogen werden. Im April holte Finnland auch an der U18-WM den Titel. «Eishockey ist bei uns die populärste Sportart», so Jalonen. «Alle Kinder wollen auf diesem Level spielen. Wir machten in den letzten fünf, sechs Jahren einen grossartigen Job.»
Für die finnische Legende Jari Kurri ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg, dass die jungen Topspieler in Finnland schon früh die Gelegenheit erhalten, in der höchsten heimischen Liga aufzulaufen, und zwar nicht nur als Mitläufer. Aho beispielsweise durfte schon in der Saison 2013/2014 erstmals in der ersten Mannschaft von Kärpät spielen. Es würde also nicht erstaunen, wenn sich Kanada und Finnland schon bald wieder in einem WM-Final gegenüberstehen.