fest / Quelle: pd / Dienstag, 20. September 2022 / 18:10 h
Beim Begriff «Barock» denkt man in der Regel an prachtvolle Kirchen und Meisterwerke bildender Kunst, opulente Herrscher mit prunkvollen Palästen voller Luxus. Die rund 200 Jahre zwischen 1580 und 1780 sind aber viel mehr, als ihr Glanz vermuten lässt. Der Barock war ein Zeitalter der Extreme mit dunklen und tragischen Seiten: Gegenüber der Pracht standen andauernde Religionskriege, Kolonialisierung und Elend.
Der Dreissigjährige Krieg und die Gegenreformation waren für die Kluft innerhalb der Gesellschaft massgeblich verantwortlich. Die Konflikte entwickelten sich immer mehr zu einem langwierigen Kampf um die Macht in Mitteleuropa. Dieser bestimmte nicht nur das religiöse Leben und das politische System in Europa, sondern hatte tiefgreifende gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Veränderungen zur Folge. In diesem Meer von Gegensätzen entwickelten und veränderten sich Wissenschaft und Kultur rasant und prägten eine zunehmend vernetzte und globalisierte Welt.
Nah und Fern: Im Barock etabliert sich das Stillleben als selbständige Gattung. Kunstvoll zusammengestellte Gold- und Silberwaren, venezianische Gläser, orientalische Textilien und chinesisches Porzellan zeugen von damaligen Sammlungs- und Handelsinteressen. Simon Luttichuys (zugeschrieben), Stillleben, 1650-1680, Öl auf Leinwand. /

Schlachtfeld Europa: Der aus religiösen Streitigkeiten hervorgehende Dreissigjährige Krieg ist das einschneidende Ereignis des Barock. Söldner plündern und morden neben den Schlachtfeldern. Die Bevölkerung ist gezeichnet von Hunger, Krankheit und Seuchen. Philips Wouwerman, Schlacht (bei Nördlingen), 1665-1668, Öl auf Leinwand. /

Belehren und Bewegen: Der aus einer Tessiner Familie stammende Giovanni Serodine (1594/1600-1630) ist Wegbereiter der frühbarocken Sakralkunst. Die üppig ausgeschmückten Barockkirchen und religiösen Gemälde dienen als visuelles Instrument des christlichen Glaubens. Giovanni Serodine, Vergine dei Mercedari, um 1625-1627, Öl auf Leinwand. /

Barocke Sammlungskultur: Zu keiner anderen Zeit wird so intensiv gesammelt. In fürstlichen und bürgerlichen Kunst- und Wunderkammern wird das Wissen der Welt anhand unterschiedlichster Objekte und Kunstwerke zusammengetragen, präsentiert, erforscht und diskutiert. Cornelis I. de Baellieur, Galerie eines Sammlers, um 1640, Öl auf Holz. /

Barock. Zeitalter der Kontraste: Blick in die Ausstellung. /

Barock. Zeitalter der Kontraste: Blick in die Ausstellung. /

Barock. Zeitalter der Kontraste: Blick in die Ausstellung. /

Barock. Zeitalter der Kontraste: Blick in die Ausstellung. /

Barock. Zeitalter der Kontraste: Blick in die Ausstellung. /


Auch die Eidgenossenschaft war wesentlicher Teil dieser vielfältigen Verflechtungen. Ihre Bewohnerinnen und Bewohner übernahmen zahlreiche Trends in der Mode, der Gartenkultur oder der Gestaltung von Interieurs. Gleichzeitig trugen einheimische Architekten, wie beispielsweise der Tessiner Francesco Borromini in Rom, mit bedeutenden Bauwerken in ganz Europa zur weiteren Verbreitung des Barocks bei.
Die Ausstellung im Landesmuseum Zürich beleuchtet dieses faszinierende Zeitalter und zeigt auf, dass die Eidgenossenschaft ein aktiver Teil dieser globalen Epoche war und auch immer wieder eigene Akzente setzen konnte. Die Schau zeigt ausserdem, wie barocke Elemente die Gesellschaft bis heute prägen, etwa auf dem Esstisch oder im Garten. Kostbare Objekte aus der barocken Architektur, Gartenkultur, Mode und Kunst zeigen die Üppigkeit und Schönheit dieser Zeit auf, ohne dabei den historischen Kontext zu vernachlässigen.
Barock. Zeitalter der Kontraste
16.9.2022 - 15.1.2023
Schweizerisches Nationalmuseum
Landesmuseum Zürich
Museumstrasse 2
8021 Zürich
T. +41 44 218 65 11
info@nationalmuseum.ch
Öffnungszeiten:
Di - So 10:00 - 17:00
Do bis 19:00