Im Zug der Überwachung des Gletschersees stellten die Fachleute in den letzten Wochen eine leichte Anhebung der Gletscheroberfläche fest, wie die bernische Kantonsverwaltung mitteilte. Sie gehen nun davon aus, dass dies auf einen Murgang von letztem September zurückgeht, der den Seeausfluss verstopft haben dürfte.
Deshalb konnte in diesem Frühling das meiste Schmelzwasser nicht druch den unterirdischen Kanal der Gletscherentwässerung in die Lütschine abfliessen, sondern wurde im Gletscher gestaut. Ein Grossteil dieses Wassers lief vermutlich vom Gletscher in den See. Das würde erklären, wieso er sich diesen Frühling rasch bildete. Der Rest wurde an der Basis des Gletschers gespeichert. Das Eis hob sich, weil es leichter ist als Wasser.
Ein Abfluss des Gletschersees ist durch einen Murgang verstopft. /


Die Fachleute gehen nun davon aus, dass sich 5 bis 20 Prozent mehr Wasser oberhalb von Grindelwald befinden, als bisher bekannt war. Die maximale Abflussspitze und die Dauer eines Hochwassers erhöhten sich damit bei einem spontanen Seeausbruch. Die Behörden haben deshalb die Alarmierungskonzepte angepasst.
Am Morgen befanden sich laut Nils Hählen vom kantonalen Tiefbauamt 1,7 Millionen Kubikmeter Wasser im 700 Meter langen, bis zu 300 Meter breiten und bis zu 35 Meter tiefen See. Ab 1 Mio. Kubikmeter drohen in Grindelwald Überschwemmungen, sollte der See auf einen Schlag auslaufen.
Ab Herbst 2009 sollte oberhalb von Grindelwald die Gefahr gebannt sein: Der Kanton Bern baut an einem Entlastungstollen vom Talgrund zum See. Er soll künftig verhindern, dass sich zu viel Wasser im See ansammelt.