1987 war es, als die Young Boys letztmals einen Pokal in die Höhe stemmen konnten. Unter dem polnischen Trainer Alexander Mandziara feierten sie ihren sechsten Cupsieg. Die Gelb-Schwarzen bezwangen im altehrwürdigen Wankdorf-Stadion in der Verlängerung Servette Genf. Seither mussten sie alle Titel anderen Klubs überlassen.
1991 und 2006 stand YB im Cupfinal. Beide Male ausgerechnet gegen Sion. Was blieb, war die Enttäuschung. Vor drei Jahren unterlagen die Berner den damals unterklassigen Wallisern im Penaltyschiessen.
Keine Angst vor dem Mythos
Einer, der 1987 als Verteidiger dabei war, ist Alain Baumann. Der jetzige Sportchef glaubt zu wissen, wieso sich die Durststrecke der Young Boys derart ausgedehnt hat: «Nach 1991 hatten wir für eine gewisse Zeit keine grossen Mannschaften beisammen. Dem Verein drohte der Kollaps. 2006 war die Konstellation um einiges besser. Doch wir waren wohl noch nicht bereit für den Cup-Titel.»
Nun sei vieles anders. Die wieder erlangte Kontinuität soll sich auszahlen, am besten schon heute Abend. Angst vor Sions Cup-Mythos? «Im Gegenteil», sagt Baumann, «für uns ist es eine riesige Motivation, als erstes Team den Mythos brechen zu können. Jede Serie geht einmal zu Ende.»
Gute Vorzeichen für die Berner
Die Vorzeichen stehen gut für die Young Boys. Trainer Vladimir Petkovic kann aus dem Vollen schöpfen.



Seydou Doumbia: Wird er von Beginn an spielen oder wieder die Rolle als Edeljoker einnehmen? /

YBs Sportchef Alain Baumann: Jede Serie geht einmal zu Ende. /


«Ich habe 19 Stammspieler zur Auswahl», sagt der Kroate. Gespannt darf man sein, ob Petkovic seinen Top-Torschützen Seydou Doumbia für die Startelf nominiert oder ob dem Ivorer wie so oft die Rolle des Edeljokers zukommen soll.
Wahrscheinlich wird Doumbia zu Beginn auf der Ersatzbank Platz nehmen. Aber auch ohne ihn verfügt YB über immenses Potenzial in der Offensive.
Dass die Berner nicht nur Tore schiessen, sondern auch verhindern können, haben sie in den bisherigen Cup-Partien eindrucksvoll bewiesen. Sie kassierten in der regulären Spielzeit keinen einzigen Gegentreffer -- trotz Kontrahenten wie GC und Basel. In der Meisterschaft holte YB mehr als doppelt so viele Punkte wie Sion.
Kunstrasen und ausgezeichnete Stimmung
Die YB-Exponenten sehen noch weitere Gründe, die im Vorfeld für sie sprechen. Die Stimmung im Team sei ausgezeichnet und das Selbstvertrauen stimme. Mario Raimondi rechnet mit einem Heimvorteil dank des Kunstrasens.
«Wir können uns nur selber schlagen», findet er. Marc Schneider baut auf das Kollektiv. Der Verteidiger meint: «Wir zeigen seit längerem, dass wir eine Einheit sind. Sion hingegen hat zwar starke Individualisten in seinen Reihen. Es ist aber eine Söldner-Truppe, die nicht viel mit der Cup-Tradition des Vereins gemeinsam hat. Dies müssen wir ausnützen.»
Warten auf den Erfolg
In der Matchvorbereitung sind die Young Boys keine aussergewöhnlichen Wege gegangen. Was nicht heissen soll, dass YB die Bedeutung der heutigen Partie unterschätzt.
So stellt Marc Schneider klar: «Dieser Titel wäre eine Befreiung für uns. Wir warten ja schon ewig auf einen solchen Erfolg. Der Cupsieg wäre auch deshalb wichtig, weil wir aufpassen müssen, dass die in Bern entstandene Fussball-Euphorie nicht verpufft.» Die Geduld der Fans soll belohnt werden. 22 Jahre sind eine lange Zeit.
Die mögliche Aufstellung der Young Boys: Wölfli; Portillo, Ghezal, Schneider; Schwegler, Hochstrasser, Yapi, Raimondi; Varela, Schneuwly, Regazzoni.