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«Stahlharter Murray kann dem Druck standhalten»Grossbritannien im Tennisfieber: Wird Andy Murray als erster Brite 73 Jahre nach Fred Perry in Wimbledon triumphieren? Oder marschiert Roger «Fed» Federer etwa durch?Peter A. Frei, Wimbledon / Quelle: Si / Freitag, 26. Juni 2009 / 18:45 h
Der Druck auf den 22-jährigen Schotten wächst täglich. Gestern schaffte Murray die zweite Hürde mit einem überzeugenden Dreisatzsieg gegen den Letten Ernests Gulbis. Das daraus resultierende Selbstvertrauen wird Murray brauchen können.
Die Erwartungshaltung der Bevölkerung wird von den Medien angestachelt. Der frühere «Henman-Hill» ist zum «Murray-Mountain» mutiert -- der Hügel innerhalb der Gemarkungen des Wimbledon-Turniers, wo Tausende von Zuschauern, die keinen Platz im Centre Court finden, den Match auf Grossleinwand verfolgen.
«Stahlharter Murray beherrscht den ganzen Hype», titelte gestern der «Evening Standard». Wenn da nur nicht noch dieser Roger Federer wäre, dessen Auftritt am Mittwoch gegen den Spanier Guillermo Garcia-Lopez auch bei den britischen Kommentatoren Bewunderung erntete.
Der härteste Gegner Murrays und der Tennisnation United Kingdom hat für sich aus der besonderen Konstellation des heiss umkämpften Londoner Zeitungsmarkts längst die Konsequenzen gezogen: «In England lese ich keine Zeitungen.»
Federer springt Murray zur Seite Voller Zuversicht wurde von der britischen Presse eine Aussage von «Fed» weitergegeben. Der Schweizer bezeichnete es als «normal», dass Murray in der ersten Runde gegen den aufschlagsstarken Amerikaner Robert Kendrick einen Satz abgeben musste. Murray selber hatte sich deswegen geärgert. Aber dem jungen Schotten, der seine letzten vier Partien gegen Federer siegreich gestaltet hatte, wird's auch nicht leicht gemacht. Vor der gestrigen Partie machte eine Aussage von Gulbis die Runde in den Blättern, die der Lette auf den Match gegen Murray im vergangenen Jahr beim Turnier von Queen´s bezog: Murray habe damals gegen ihn ein medizinisches Timeout bezogen, dabei sei er gar nicht verletzt gewesen. «Damit» so der 20-jährige Gulbis aus Riga, «brach er nur meinen Rhythmus». Murray wehrte sich, er habe noch nie eine Verletzung vorgetäuscht, er betrüge nicht: «In Queen´s war ich wirklich verletzt.Die Erwartungen an Andy Murray werden von Spiel zu Spiel grösser. /
Ich musste ich für den nächsten Match forfait geben.» «Wayne Rooney des Tennis» In einem anderen Interview hatte der frühere australische Spitzenspieler Pat Cash, der Wimbledon-Sieger von 1987, Murray als «den Wayne Rooney des Tennis» bezeichnet. Murray sei «ein Langweiler mit sehr monotoner Stimme.» Der Schotte lächelnd dazu: «Das lässt mich eigentlich kalt. Meine Stimme ist möglicherweise nicht besonders interessant, aber das muss sie gar nicht sein. Ich lasse mein Tennis sprechen.» Das ist sein grosses Ziel für die nächsten fünf Runden auf dem Centre Court von Wimbledon. Falls Murray und Federer bis zum übernächsten Wochenende durchhalten, kommts wirklich zu einem Jahrhundert-Event. Entweder wird dann eine 73 Jahre dauernde Durststrecke beendet oder Federer krönt sich mit 15 Grand-Slam-Titeln zum alleinigen Rekordinhaber.Vergleiche Der Druck auf Murray wird grösser sein. Er wird die Last auf sich spüren, die eine Cathy Freeman im 400-m-Olympiafinal von Sydney 2000 beinahe niederdrückte, als das sportverrückte Australien von der Aborigine die wichtigste Goldmedaille des Milleniums erwartete (und bekam). Es war «das Rennen aller unserer Leben», schrieb damals der Sydney Morning Herald. Oder vergleichbar mit dem Druck, den Franz Klammer 1976 in der Olympia-Abfahrt am Patscherkofel bei Innsbruck wegzustecken hatte, als er Bernhard Russi besiegen und die Skination Österreich erlösen musste. In einem «Duell» am Rande schob sich Murray vor Federer. Beide benutzen in Interviews häufig das Modewort «you know» («nicht wahr» o.ä.). An den auf Englisch durchgeführten Pressekonferenzen, die jeweils rund 10 Minuten dauern, wurde nach ihren letzten Spielen Federer mit 29 «you know» von Murray (34 Mal) klar ausgestochen. Dieses Detail ist der buchstabengetreuen schriftlichen Übersetzung des Veranstalters zu verdanken.
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