In einer aktuellen Umfrage des Zentralverbandes Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) unter 1600 Mitgliedsunternehmen sagten im Juni 57 Prozent, dass sie derzeit eine Kreditklemme spürten, wie die «WirtschaftsWoche» vorab berichtete. Im März waren es nur fünf Prozent gewesen.
Zudem gaben zwei Drittel der befragten Unternehmen an, dass sich ihr Zugang zu Kreditversicherungen erschwert habe. «Wenn sich das nicht schnell bessert, ist mit einer Insolvenzwelle zu rechnen», warnte ZVEI-Präsident Friedhelm Loh.
«Banken-Schrumpfung gefährdet Wirtschaft»
Der Präsident des Münchner Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo, Hans-Werner Sinn, sieht die Banken in der Pflicht: Die Kreditklemme könne sich zum Hauptproblem für die deutsche Konjunktur entwickeln, weil die Banken sich gesundschrumpften, um ihr Bilanzvolumen an das geschrumpfte Eigenkapital anzupassen.
Kritisiert Bankenpraxis: Peer Steinbrück. /


«Aber wenn die Banken sich gesund schrumpfen, schrumpfen sie die Wirtschaft vielleicht kaputt», warnte Sinn. Auch die Sprecherin des Bundesverbandes Deutscher Banken, Iris Bethge, sprach in der «Wirtschaftswoche» vor der Gefahr einer flächendeckenden Kreditklemme ab Herbst.
«Geld in Aktien statt in Kredite»
Die Regierung in Berlin will dies verhindern: «Wenn es im zweiten Halbjahr zu einer echten Kreditklemme kommen sollte, wird sich die Bundesregierung mit der Bundesbank zusammensetzen und nach Lösungen suchen müssen», sagte Steinbrück in einem Vorabbericht der «Bild am Sonntag».
Auch Steinbrück kritisierte die Kreditvergabepraxis der Banken. Diese bekämen momentan von der Bundesbank sehr viel Geld für den niedrigen Zinssatz von einem Prozent. «Doch die Banken stecken das Geld derzeit viel lieber in den Handel mit Devisen, Rentenpapieren und Aktien statt es als Kredite weiterzugeben», sagte Steinbrück.