Sie befürworten es nicht, dass der Krieg weitergeführt wird – aber die Alternative gefällt selbst ihnen nicht.
«Die jungen Amerikaner, die wahrscheinlich nur durch ihre Schulbücher etwas vom Vietnamkrieg erfahren haben, sehen die Parallelen zwischen den beiden Kriegen wohl gar nicht unbedingt», so der Umfragechef von CNN, Keating Holland. «Bei älteren Amerikanern hingegen entsteht langsam ein wenig das Gefühl, dass sie das alles schon einmal erlebt haben.»
CNNs jüngste Umfrage kommt zu dem Ergebnis, dass die Mehrheit der Amerikaner inzwischen gegen den Krieg in Afghanistan ist und glaubt, dass er sich zu einem zweiten Vietnam entwickelt. Der Vietnamkrieg führte zur umstrittensten und schmerzhaftesten Niederlage in der neueren amerikanischen Geschichte.
Truppen aufstocken - ja oder nein?
Seit Wochen schon kämpft Barack Obama damit, eine neue Strategie für Afghanistan zu finden. Er versucht, zu einer Entscheidung zu gelangen, ob die Truppen aufgestockt werden sollen. Die Mehrheit der US-Bürger ist dagegen.
Leicht erinnert man sich daran, wie eine Generation von Soldaten nach Südostasien geschickt wurde; in den Fünfziger Jahren waren es nur eine Handvoll Militärberater, 1968 schon mehr als 500’000 Soldaten.
Bei Obamas Amtsantritt waren etwa 38’000 US-Streitkräfte in Afghanistan stationiert. /


Bei Obamas Amtsantritt waren etwa 38’000 US-Streitkräfte in Afghanistan stationiert. Er stockte die Zahl auf 65’000 Soldaten auf und erwägt nun angeblich, weitere 40’000 zu entsenden.
Die beiden Konflikte miteinander zu vergleichen lehnt er zudem ab. «Jeder Moment in der Geschichte ist verschieden. Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen», sagte Barack Obama letzten Monat in einem Interview. «Und deshalb ist Afghanistan nicht Vietnam.»
Der grösste Unterschied könnte sein, dass der jetzige Krieg nicht wie damals gegen die vermeintliche Bedrohung durch den Kommunismus auf der anderen Seite der Welt geführt wird, sondern als Antwort auf die Terroranschläge vom 11. September. Das ist der Grund, weshalb die Amerikaner trotz all ihrer Zweifel daran festhalten, dass der Präsident weiterkämpfen sollte.
Jonathan Mann - POLITICAL MANN
Dieser Text stammt von Jonathan Mann, Moderator und Journalist bei CNN International. Er moderiert das wöchentliche Politmagazin «Political Mann» auf CNN International. Der Text steht in der Schweiz exklusiv für news.ch zur Verfügung.