In der Gemeinde San Pedro de la Paz seien zwei Menschen durch Schüsse getötet worden, sagte die Dozentin der Journalistenschule der Universität von Chile, Claudia Lagos, der Deutschen Presse-Agentur dpa. Marineinfanteristen versuchten, ein Abgleiten der Grossstadt in die Anarchie zu verhindern.
Allerdings sahen sich viele normale Bürger zu Einbrüchen und Plünderungen von Lebensmittelgeschäften gezwungen, da auch zwei Tage nach dem Beben der Stärke 8,8 kaum Wasser und Lebensmittel in der Stadt angekommen waren.
Plünderungen und Raubüberfälle
Die Versorgung mit Wasser, Strom und Gas ist seit dem Beben am Samstagmorgen unterbrochen. Kriminelle Elemente nutzten das allgemeine Chaos für Plünderungen und Raubüberfälle. Mit vorgehaltener Pistole drangen sie sogar in Privathäuser ein und beraubten die Bewohner.
In der südlichen Stadt Concepción wurde in der Nacht eine Ausgangssperre verfügt.
Staatschefin Michelle Bachelet rief für die betroffenen Provinzen den Notstand aus. (Archivbild) /


55 Personen wurden festgenommen, weil sie das Verbot trotz Lautsprecher-Durchsagen der Armee missachteten.
Ausnahmezustand verhängt
Staatschefin Michelle Bachelet verhängte den Ausnahmezustand über die beiden am stärksten betroffenen Regionen Maule und Bío Bío. Er gelte zunächst für 30 Tage und solle die öffentliche Ordnung garantieren sowie schnellere Hilfslieferungen ermöglichen, sagte die Präsidentin.
In den betroffenen Regionen suchten Rettungskräfte fieberhaft nach Überlebenden. Aus den Trümmern eines eingestürzten Hochhauses in Concepción konnten die Rettungskräfte zunächst nur acht Leichen bergen. «Es gibt aber 48 eingeschlossene Personen, die offensichtlich noch leben», sagte ein Sprecher der Rettungskräfte.
Zahl der Toten wird weiter steigen
Durch das Erdbeben am Samstagmorgen und die folgenden Flutwellen kamen über 700 Menschen ums Leben. Die Zahl der registrierten Vermissten nehme ständig zu, weshalb die Totenzahl weiter steigen werde, sagte Bachelet.
Die Regierung bat die internationale Gemeinschaft um Hilfe. Chile habe eine Prioritätenliste für die notwendigen Hilfsmassnahmen vorgelegt, erklärte das UNO-Büro für humanitäre Angelegenheiten (OCHA) in Genf.