Die dramatische Krise der Staatsverschuldung sei eingeleitet worden, als die beiden Länder vor sechs Jahren gegen den Stabilitäts- und Wachstumspakt verstossen hätten.
«Ich wünschte, die deutsche Öffentlichkeit hätte mit der gleichen Empörung auf den Bruch des europäischen Stabilitätspakts 2004 reagiert wie auf unsere Entscheidung, Staatsanleihen zu kaufen.» Besonders Deutschland und Frankreich hätten diesen Sündenfall begangen.
Mit Blick auf die aktuelle Schuldenkrise in der Euro-Zone erklärte Trichet, zu einem Zahlungsausfall von Krisen-Ländern könne es nach seiner Einschätzung nicht kommen.
«Das werden wir nicht zulassen», sagte er auf die Frage, was passieren würde, wenn Griechenland, Spanien oder Portugal eines Tages ihre Schulden nicht mehr zurückzahlen könnten.
Aussergewöhnlich scharfe Kritik von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet. (Archivbild) /

«Unhaltbare Zustände» bei den Banken
Der EZB-Präsident kritisierte auch das Verhalten von Banken nach der Finanzkrise.«Die wären alle weg, wenn wir sie nicht gerettet hätten, das hatten wir vor Augen.» Daher sei es unverständlich, warum Bank-Manager glaubten, so weitermachen zu können wie vor der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers 2008.
Exzessive Vergütungen und Bonuspakete sowie rein kurzfristig erzielte Gewinne, die keinen Bezug zur Realwirtschaft hätten, seien unhaltbare Zustände. «Das ist mit unseren bestehenden demokratischen Grundwerten nicht vereinbar.»
Die Aussagen Trichets gab die Zeitung in einem mehrseitigen, redaktionell bearbeiteten Vorab-Bericht wieder. Die Zeitung hatte Trichet dazu nach eigenen Angaben über eine Woche hinweg begleitet.