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Stummer Alex FreiDie WM verlief bislang nicht nach dem Gusto von Alex Frei. Die Sensation zum Auftakt erlebte er nur als Zuschauer. Gegen Chile wurde er aus taktischen Gründen nach 42 Minuten ersetzt. Das schmeckt ihm gar nicht. Mit seiner negativen Haltung tut er sich gar keinen Gefallen.sl / Quelle: Si / Mittwoch, 23. Juni 2010 / 10:06 h
Kopf gegen unten. Kaum ein Lächeln. Wortlos schlich er vom Trainingsplatz der Uni-Anlage. Sprechen tut er seit bald drei Wochen nur im Kreis des Nationalteams.
Schlechte Laune Alex Frei ist schlechter Laune. Und er trägt seinen Missmut offen zur Schau. Über den Coup gegen Spanien freute er sich nicht öffentlich. Nach dem aufwühlenden 0:1 gegen die Chilenen blieb er genauso stumm.Grosse Erwartungen Freis Ehrgeiz ist landesweit bekannt. Wohl keiner ist leistungsorientierter. Kaum ein anderer im Nationalteam steht mehr im Fokus und unter Druck. Vom Basler Stürmer wird immer etwas Spezielles erwartet. 40 Treffer sind Würde und Bürde. Die Rekordzahl verdient höchste Anerkennung, daran zweifelt niemand. Frei schuf sich in Frankreich einen Namen, in Dortmund produzierte er ebenso serienweise Treffer. In der Gunst des Publikums steht der beste Schweizer Stürmer trotzdem nicht zuoberst. Ihm wird weniger verziehen. Darunter leidet Frei schwer. Vor zwei Jahren sagte er in einem Interview, es ärgere ihn, «wenn vermeintliche Experten hervorkriechen, von denen ich nicht mal weiss, was sie heute noch machen». Frei saugt alles auf, jeden Kommentar über ihn -- womöglich zu viel.Mehr Respekt Von den Journalisten fordert er permanent mehr Respekt ein. Gegenüber einem TV-Mitarbeiter deutete er während des Camps in Crans-Montana an, dass er die Wertschätzung seiner Arbeit vermisse. Mit seiner persönlichen «Silenzio Stampa» protestiert Frei nun gegen das von ihm an die Öffentlichkeit transportierte Bild.Ist ein Sonderfall:Alex Frei. /
Trainer Ottmar Hitzfeld duldet das Verhalten von Alex Frei - bis jetzt. /
Alex gegen den Rest der Medienwelt. Zweimal bewegte er beim Gang durch die Mixed-Zone nicht einmal die Lippen. Andere wie Valon Behrami, der nach der clownesken roten Karte nicht den angenehmsten Moment seiner Karriere erlebte, stellte sich den Fragen. Selbst Eren Derdiyok stand hin. Er, der trotz toller Leistung im Startspiel seinen Startplatz verloren hatte, bewies Format und Charakter. Alle, sogar die in ihrer Heimat schwer kritisierten Topstars von Weltmeister Italien, gewähren den Anhängern einen kurzen Blick in ihre Gedankenwelt. Nur der Captain der Schweizer Nationalmannschaft ist in eigener Mission unterwegs. Er ist der Sonderfall unter den 32 WM-Skippern. Frei lässt an seinem WM-Projekt (wieder einmal) keine Aussenstehenden teilhaben. Die Szene, als er Mitspieler Padalino nach dem 40. Länderspieltor wegschubste, liegt nicht allzu weit zurück. Mag sein, dass der FCB-Stürmer unangenehme Monate hinter sich hat. Ein Armbruch warf ihn weit zurück. Dann die Knöchelverletzung kurz vor dem Abflug nach Afrika. Er wird die Strapazen spüren und merkt selber am besten, dass sein Formstand ungenügend ist. Seit September 2009 (2:2 gegen Lettland) hat Frei im Nationalteam nicht mehr getroffen. Das sind wohl ein paar Gründe für seine Verstimmung, aber keinesfalls eine legitime Rechtfertigung für seinen (medialen) Rückzug zur absoluten Unzeit. Stört es wirklich niemand? Im Kreis des Teams stört sich an der Verweigerung Freis offiziell niemand. Die SFV-Beteiligten stellen sich selbstredend hinter den frustrierten 40-fachen Torschützen. Stattdessen wundert man sich intern, wie tief die Kreditwürdigkeit von Frei ist. Es kommt indes auch anderswo vor, dass die Eigenwahrnehmung diametral von jener der Zuschauer und Beobachter abweicht. Ottmar Hitzfeld duldete das Schweigen seines Rekordmannes bis anhin. Andere äussern sich nicht dazu. Klare Worte fand dagegen Diego Benaglio für seinen Captain: «Ich habe zwar nicht mit ihm gesprochen, weshalb er nicht redet. Aber ich kenne Alex als einen Typen, der manchmal Klartext spricht. Solche Typen braucht eine Mannschaft. Ich finde eigentlich, dass er mit seinen Verdiensten mehr Respekt verdient hätte.» Interessant wäre, die Position von Frei vor Abschluss der WM irgendeinmal vom Betroffenen selbst zu erfahren.
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