Gut aufgelegt wandte sich der Dalai Lama in seinem Tempel in McLeod Ganj nahe Dharamsala an rund 5000 Anhänger, die dem strömenden Regen trotzten. Mit Blick auf eine Bilderwand, die Fotos aus seinem Leben zeigte, sagte er: «Wenn ich diese Bilder und diese Entwicklung sehe, dann weiss ich, dass ich mein Leben nicht verschwendet habe.»
Der Friedensnobelpreisträger setzt sich für eine Lösung der Tibet-Frage ein. Sein Ziel ist nicht die Unabhängigkeit der unter chinesischer Herrschaft stehenden Himalaya-Region, sondern eine begrenzte Autonomie.
China wirft ihm aber vor, unter dem Deckmantel der Religion die Abspaltung Tibets zu betreiben. «Die Tibeter in Tibet haben den grossen Wunsch, meinen Geburtstag zu feiern, aber sie dürfen es nicht», sagte der Dalai Lama in einer kurzen Ansprache.
Festnahmen in Nepal
Auch im benachbarten Nepal, das die chinesische Politik gegenüber Tibet unterstützt, versuchten die Behörden, Feierlichkeiten zu verhindern.
Der Dalai Lama hat Geburtstag, doch die Tibeter dürfen nicht feiern. /


In der Hauptstadt Kathmandu nahm die Polizei rund 200 Tibeter vorübergehend fest.
Ein tibetischer Aktivist warf den Behörden Verletzung der Menschenrechte vor. «Wir dürfen noch nicht einmal den Geburtstag unseres Anführers feiern. Welches demokratische Land tut das?», sagte Tsering Lama.
Exil-Tibeter feiern im Flüchtlingslager
In einem Flüchtlingslager nahe Kathmandu feierten hunderte Exil-Tibeter dennoch den Ehrentag ihres Oberhaupts. In Nepal sind rund 20'000 Tibeter zu Hause.
Der Dalai Lama wurde am 6. Juli 1935 unter dem bürgerlichen Namen Lhamo Dhondrub als Sohn armer Bauern geboren und bereits als Vierjähriger als Inkarnation des Dalai Lama entdeckt. Als China 1959 einen Aufstand der Tibeter blutig niederschlug, floh er nach Dharamsala, das bis heute die tibetische Exilregierung beherbergt.