Die jüngsten gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Bewohnern und der Polizei zeigten, dass Italien nicht die geeigneten Massnahmen zur Beendigung der Missstände ergriffen habe, sagte EU-Umweltkommissar Janez Potocnik am Samstag.
Der EU-Kommissar erklärte weiter, die jüngsten Abfallberge seien ein Beleg dafür, dass die Regierung immer noch nicht die entscheidenden Schritte zur Lösung des Müllproblems eingeleitet habe.
Potocnik: «Situation nicht im Griff»
«Die Region Kampanien hat immer noch keinen Plan für das Abfallmanagement, und die einzige existierende Verbrennungsanlage in Acerra funktioniert nicht richtig und ist ausgelastet», kritisierte er.
«Das heisst, dass die Behörden in Kampanien weder in der Lage sind, ein Programm zur Beseitigung der alten Müllballen auszuführen, noch die täglich anfallenden neuen Müllmengen in den Griff zu bekommen.»
Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi hatte am Freitag nach tagelangen Protesten wütender Anwohner ein rasches Ende der jüngsten Müllkrise im Süden des Landes versprochen.
Die betroffene Deponie in Terzigno nahe Neapel werde künftig vom Zivilschutz verwaltet, sagte Berlusconi bei einem Krisentreffen in Rom. Zudem sollen 14 Millionen Euro als Schadensersatz und für die Finanzierung künftiger Projekte in der Region bereitgestellt werden.
Silvio Berlusconi machte für die Probleme den örtlichen Betreiber der Deponie verantwortlich. /

Wütende Bürgerproteste
Demonstranten in Terzigno hatten in den vergangenen Tagen Fahrzeuge in Brand gesteckt, italienische Flaggen verbrannt sowie Steine und Feuerwerkskörper gegen Polizisten geschleudert. Am Samstag besetzten sie vorübergehend einen Bahnhof.
Grund für ihren Ärger sind neben dem Gestank und dem schlechten Zustand der örtlichen Müllkippe Pläne, im Nationalpark Vesuv eine weitere Deponie zu eröffnen.
Berlusconi machte für die Probleme den örtlichen Betreiber der Deponie verantwortlich. Er gehe davon aus, dass sich die Lage binnen zehn Tagen normalisieren könne, sagte der Regierungschef. Gesundheitliche Risiken für die Anwohner bestünden nicht. Andere Politiker sehen die Camorra als Ursache der Krise.