Wie es um die Materialien grundsätzlich aussieht und welche Optionen die Zukunft bietet, analysiert die Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften SATW in einem Bericht.
Eine breite Palette technischer Produkte ist auf seltene Metalle - also Rohstoffen, die weniger als 0,01 Prozent des Gewichts der Erdkruste ausmachen - angewiesen. Autokatalysatoren brauchen Platin, Flugzeugturbinen oder Handy-Mikrokondensatoren Tantal, Flachbildschirme Indium oder Akkus Lithium, und auch Windturbinen oder Digitalkameras wären in ihrer heutigen Funktionalität ohne seltene Metalle nicht denkbar. Angebot und Nachfrage stieg in den vergangenen Jahrzehnten rasant an. Abhängig von Geologie, Weltpolitik, Wirtschaft, Sozial- und Umweltfaktoren ist in der Zukunft eine kritische Versorgungssituation vorherzusehen, so die SATW-Experten.
Wettrennen um Substitute
Der Bericht zeigt mehrere Optionen, wie es weitergehen kann. «Eine Möglichkeit besteht darin, Ersatzstoffe zu finden», erklärt Hauptautor Patrick Wäger von der Abteilung Technologie und Gesellschaft an der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt EMPA.
Forschungsprojekte dazu laufen derzeit an, Probleme gilt es dabei jedoch mehrere zu lösen. «Einerseits haben Substitute oft nicht gleich gute Eigenschaften, zweitens muss darauf geachtet werden, dass nicht ein kritisches Metall durch ein anderes kritisches Metall ersetzt wird», so der Experte.
Platinnugget: Die Weltversorgung mit seltenen Metallen steht vor der Krise. /


Wichtig ist daher auch ein Produktdesign, das mit möglichst wenig dieser Ressourcen auskommt und ein Recycling nicht in Frage stellt.
Denn ausser Frage steht auch, dass dem Recycling von High-Tech Produkten eine wichtige Rolle zukommt. «Gut funktionierende Rücknahmesysteme für Elektronikgeräte gibt es schon länger. Dabei gewinnt man jedoch bisher erst Edelmetalle mit hohem ökonomischen Wert wie Palladium oder Gold, nicht jedoch beispielsweise Indium oder Tantal zurück. Wichtig ist es deshalb, beim Recycling den Fokus vermehrt auch auf solche Metalle zu legen», so Wäger. Angesichts der derzeitigen Wachstumsraten im Hightech-Bereich werde jedoch auch in Zukunft ein Grossteil der Ressourcen aus der Primärproduktion - also aus der Erdkruste - stammen.
Erzeuger und Verbraucher am Zug
Länder wie die Schweiz, die zwar über keine relevanten Primärvorkommen an seltenen Metallen verfügen, aber stark von solchen High-Tech Produkten abhängig sind, müssen deshalb trotzdem indirekt Verantwortung für eine nachhaltigere Primärproduktion übernehmen. «Da die Primärgewinnung oft mit grossen Umweltauswirkungen einhergeht und auch mit sozialen Konflikten verbunden ist, sollte die Rohstoffbeschaffung vermehrt auch an die Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards geknüpft werden» so Wäger.
Die Schweiz und auch Deutschland leisten hierzu einen Beitrag, indem sie die «Extractive Industries Transparency Initiative» (EITI) finanziell unterstützen. Die Intiative macht Bergbau-Einnahmen in Entwicklungsländern und deren Verwendung transparent und stärkt dabei Prinzipien guter Unternehmungsführung im Rohstoffsektor.
Was der Einzelne tun kann, ist bewusster zu konsumieren. «Das bedeutet zum Beispiel, dass man sich überlegt, ob man ein Hightech-Gerät nicht doch noch etwas länger verwenden könnte. Und wenn es dann wirklich ausgedient hat, muss es unbedingt in die Sammelstelle zur separaten Entsorgung gebracht werden, damit möglichst viel wertvolle Rohstoffe zurück in den Stoffkreislauf gelangen», so Wäger.