Andreas Blum sprach am Samstag in Luzern an einem Symposium der Stiftung Wahrheit in den Medien (SWM). In seiner Analyse kam er zum Schluss, dass das Bedrohungspotenzial der Medienentwicklung für die Demokratie weit grösser sei als die faszinierenden Innovationen der Digitalisierung.
Die «Verantwortungsgemeinschaft von Medien und Demokratie» ist aus Blums Sicht ernsthaft gefährdet. Die Medien diktierten heute die politische Agenda. Die Inflation von Information und Nutzungsmöglichkeiten habe den gesellschaftlichen Diskurs ersetzt.
Der Fetisch der Mehrheitsfähigkeit unter dem Diktat der Werbung habe das Angebot nivelliert, sagte der ehemalige Radiodirektor und alt SP-Nationalrat.
Andreas Blum im Jahr 1993, als er für das Schweizer Fernsehen die «Telebühne» moderierte. /


Und der wirtschaftliche Konzentrationsprozess gefährde die Medienvielfalt und die Meinungsfreiheit.
«Demokratur statt Demokratie!»
Blum: «Politische Entscheide sind käuflich geworden, und das Fernsehen ist der Bazar: Demokratie von Fall zu Fall, Demokratur statt Demokratie.» Die Balance von Macht und Verantwortung sei heute erheblich gestört.
Verschärft hat sich das Problem laut Blum durch den systematischen Abbau journalistischer Ressourcen. Eine zweifache Machtverlagerung sei festzustellen: von der Politik zu den Medien und vom kritischen Journalismus zur käuflichen PR. Ethisch verantworteter Journalismus sei ein «De-luxe-Produkt» für wirtschaftlich gute Zeiten geworden.
Harte Kritik an der SRG
Andreas Blum fordert deshalb eine neue Medienordnung unter Einbezug des Internets. Es gehe darum zu prüfen, was im nationalen Rahmen geregelt werden kann.
Sodann sei die Machtstellung der SRG zu begrenzen. Zwar soll sie weiter die Grundversorgung in allen Sprachregionen sicherstellen, im übrigen aber nur noch ein Partner neben anderen sein, um einen publizistischen Wettbewerb zu ermöglichen.