Vor dem Hintergrund, dass in der Vorwoche in das schwedische Urteil gegen die Pirate-Bay-Gründer bestätigt wurde, droht die Gruppe nun mit massiven weiteren Attacken. «Es ist verständlich, dass manche User auf derartige Ideen kommen. Aber diese Protestmethode ist wirklich fragwürdig. Auch cyberkriminelle Gruppen nutzen DDoS-Attacken für ihre Zwecke», meint G-Data-Sprecher Thorsten Urbanski.
Auge um Auge
Das im April 2009 gefällte Urteil gegen die Pirate-Bay-Gründer wurde nun in zweiter Instanz bestätigt. Die Haftstrafen wurden dabei zwar reduziert, die Schadenersatzsumme aber gleichzeitig auf 46 Mio. schwedische Kronen (knapp fünf Mio. Euro) erhöht. Daraus macht Anonymus Warner, MGM, Universal und Sony sowie der IFPI als deren Interessensvertreter zum Vorwurf.
«Diese Organisationen haben fünf Mio.
The Pirate Bay. /


Euro an Schadenersatz von unschuldigen Menschen erhoben», heisst es auf AnonOps, der Webseite zur «Operation: Payback». «Als Antwort werden wir Verluste in gleicher Höhe durch Downtime, korrumpierte Daten und gezielte Störungen des Vertriebs ihrer Medien verursachen», drohen nun die Cyber-Freischärler. Ein aktueller Mässigungsaufruf der Piratenparteien in den USA und Grossbritannien verhallt also wohl ungehört.
Vigilantismus hart am Krieg
Für Anonymous sind die Pirate-Bay-Gründer Opfer eines veralteten Urheberrechts, die von der Content-Industrie als leichte Ziele unschuldig aufs Korn genommen wurden. Unabhängig davon, wie man zu Copyright im Internetzeitalter steht, sind die Methoden von «Operation: Payback» aber fragwürdig. «Man kann auch im Cyberspace Recht nicht einfach selbst in die Hand nehmen», betont Urbanski.
Zudem sind DDoS-Attacken ein potenziell verheerender Angriff auf die Infrastruktur, die als solche auch an der Cyber-Front echter Kriege zum Einsatz kommen können. Das ist beispielsweise im Rahmen des Kaukasuskonflikts 2008 geschehen. Am Sonntag, wiederum war die Whistleblowing-Plattform WikiLeaks Ziel einer DDoS-Attacke. Wer dahinter steckte, ist unklar. Ein Zusammenhang mit der aktuellen Veröffentlichung von rund 250'000 US-Botschaftsberichten ist denkbar.