So beschreiben in jüngst enthüllten Berichten US-Diplomaten gemäss internationalen Zeitungen Russland als «Mafia-Staat», dessen autoritäre Führung kriminelle und korrupte Strukturen fördere. Dabei wurden Verbindungen zwischen dem russischen Regierungschef Wladimir Putin und der Russen-Mafia gezogen - ohne Beweise.
Zudem «absorbiere» der Geheimdienst FSB die Mafia nach und nach, heisst es in den Depeschen. Die Regierung benutze die kriminellen Gruppen dazu, das zu tun, was eine Regierung nicht tun könne. US-Diplomaten beschrieben laut «New York Times» Russland zudem als «stark zentralisiert, manchmal brutal und unabänderlich zynisch und korrupt».
Die russische Regierung bedauerte die Veröffentlichungen, will aber nach eigenem Bekundung die neue Partnerschaft mit den USA fortsetzen. Es gebe «solche Passagen, die, milde gesagt, Erstaunen und Bedauern hervorrufen», fügte Vize-Aussenministeriumssprecher Alexej Sasonow aber an.
Juri Luschkow. /

Rote Köpfe in Istanbul, Rom und London
In Istanbul sorgen die Berichte für Ärger. So soll der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan die Strafverfolgung von US-Diplomaten gefordert haben, die in ihren Berichten über angebliche Konten des Politikers in der Schweiz geschrieben hatten. In türkischen Medien hiess es, Erdogan berate sich mit seinem Justizministerium.
Auch in Italien sorgten Wikileaks-Enthüllungen für Wirbel: Nach einem Bericht des konservativen Mailänder «Corriere della Sera» wird in US-Depeschen an Washington rapportiert, Regierungschef Silvio Berlusconi und seine Freunde hätten sich an italienisch-russischen Energiegeschäften bereichert.
Putin habe Berlusconi etwa «Prozente versprochen für jedes Pipeline-Projekt, das der italienische ENI-Konzern zusammen mit der russischen Gazprom verfolgen würde». Die Opposition verlangte darauf Aufklärung darüber, ob dies der Grund dafür sei, dass die Regierung ein Abkommen mit Gazprom für den Bau der Erdgasleitung South Stream statt des europäischen Nabucco-Projekts bevorzugt habe.
In London sorgte ein Bericht der Zeitung «The Guardian» für Verlegenheit, in dem unter Berufung auf die von Wikileaks zur Verfügung gestellten US-Depeschen berichtet wurde, dass Grossbritannien den USA die Lagerung von Streubomben auf britischem Boden erlaubt habe, obwohl die Briten das Streubomben-Verbot bereits unterzeichnet hatten und die Ratifikation kurz bevorstand. Es sei deswegen Stillschweigen vereinbart worden.