Simon Oberbeck / Quelle: news.ch / Mittwoch, 15. Dezember 2010 / 09:30 h
Vor einem Jahr gab es einen grossen Hype um den Klimagipfel in Kopenhagen.
Medien, Forschende und Umweltverbände versprühten einen Optimismus, der
ansteckend wirkte. Familienmagazine druckten Extraausgaben über das
Energiesparen im Haushalt, Fernsehstationen übertrugen spektakuläre Aktionen von Umweltverbänden live aus Dänemark und Moritz Leuenberger verkaufte seine «klimaneutrale» Zugfahrt nach Kopenhagen so euphorisch, dass man glaubte in zwei bis drei Tagen wäre unser Klimaproblem erledigt.
Jetzt fand wieder ein Klimagipfel statt, doch wirklich dafür zu
interessieren schien sich niemand. Bereits beim zweiten Klimagipfel stellte
sich eine Art Routine ein, dass man befürchten muss, der alljährliche (ernüchternde) Klimagipfel gehöre genauso zum Monat Dezember wie Weihnachten und die Adventszeit.
Die Medien und die Politik waren nach dem Flop von Kopenhagen ernüchtert. Zu langsam, zu sensationslos geht es ihnen in der Klimapolitik voran. Dieses Desinteresse ist gefährlich.
Delegierte in Canún - nur noch jährliche Routineübung? /


Klimapolitik erfordert Ausdauer. Wen man bereits jetzt den Bettel hinschmeissen will, kommt uns das viel teurer zu stehen, als wenn wir jetzt aktiv Gegensteuer geben.
Die Schweiz hat dabei zwei Aufgaben zu erfüllen: Für ihre neutrale,
diplomatische Vermittlung wird die Schweiz in aller Welt geschätzt. Diese
Tradition gilt es fortzusetzen. Es braucht die Schweiz um den festgefahrenen Diskurs zwischen den Industrienationen und den Entwicklungsländern neu zu beleben. Zwar versprachen in Cancún die Industriestaaten einmal mehr den Entwicklungsländern beim Klimaschutz finanziell zu helfen, doch woher das benötigte Geld kommen soll, ist weiter unklar.
Zweitens fördert man den Klimaschutz weltweit am effizientesten, wenn man
selber eine nachhaltige Energiepolitik lebt und vorlebt.