Der Strom von Flüchtlingen stellt Libyen und seine Nachbarn vor immer grössere Probleme. Das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR sprach am Dienstag von mehr als 140'000 Menschen, die Libyen Richtung Ägypten und Tunesien verlassen haben. Allein in Tunesien seien am Dienstag etwa 15'000 Menschen aus Libyen angekommen.
Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) kündigte am Dienstag an, für Flüchtlings-Zelte an der libysch-tunesischen Grenze sowie auf Malta 500'000 Franken zur Verfügung zu stellen.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) beobachtet die Lage mit Sorge. «Es ist höchste Zeit, dass wir den Menschen bei ihren dringendsten Bedürfnissen helfen können und die Hilfsorganisationen in den Rest des Landes hineinkommen», sagte IKRK-Sprecherin Anna Nelson. Vor allem die Entwicklung in dem noch vom Gaddafi-Regime beherrschten Westen Libyens mit der Hauptstadt Tripolis sei alarmierend.
UNO: 2000 Tote in Tripolis
Eine UNO-Sprecherin bat Libyens Nachbarländer, die Grenzen offenzuhalten, damit Verfolgte des Gaddafi-Regimes entkommen könnten.
Muammar al-Gaddafi glaubt tatsächlich noch, dass die Libyer ihn lieben. /


Es gebe Berichte, dass es in Tripolis bereits bis zu 2000 Todesopfer gegeben habe. Es existierten «grauenhafte Bilder» aus der Hauptstadt.
Unterdessen bewaffnen sich Aufständische, um mögliche Angriffe der Truppen von Staatschef Muammar al-Gaddafi abzuwehren. In Benghasi formierte sich ein Militärrat - zum Schutz der Staatsgrenzen im Osten des Landes und für die Sicherheit der Bevölkerung.
Die Oppositionszeitung «Libya al-Youm» berichtete, dem Militärrat in Benghasi gehörten 14 Kommandanten an. Die Offiziere wollten den Schutz der Staatsgrenzen im «befreiten» Teil Libyens sicherstellen und für die Sicherheit der Bevölkerung sorgen, teilten sie in einer Erklärung mit.
Ausschluss aus Menschenrechtsrat
Die UNO-Vollversammlung schloss Libyen am Dienstagabend vom Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen aus. Die Entscheidung wurde einstimmig getroffen. Grund seien «systematische Menschenrechtsverletzungen», hiess es in New York zur Begründung.
Die Spekulationen um eine Flucht Gaddafis reissen derweil nicht ab. Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri bestätigte am Dienstag Gerüchte, wonach Gaddafi seine Flucht nach Weissrussland vorbereitet.