Unter Präsident Dmitri Medwedew und Regierungschef Wladimir Putin beobachte er einen «Angriff auf die Freiheiten und Rechte der Menschen», sagte Gorbatschow nach Angaben der Agentur Interfax. «Das ist nicht zu akzeptieren.»
Gorbatschow ermöglichte 1989 den Fall der Berliner Mauer und beendete den Kalten Krieg zwischen Ost und West. Ein Leben ohne Atomwaffen sei möglich und notwendig, sagte Gorbatschow und lobte den jüngsten atomaren Abrüstungsvertrag zwischen Russland und den USA.
Soziale Probleme
Hingegen kritisierte er, in Russland gebe es grosse soziale Probleme. Preise für Lebensmittel und Medikamente sowie die Energiekosten stiegen unaufhaltsam, sagte Gorbatschow.
Michail Gorbatschow sprach von einem «Angriff auf die Freiheiten und Rechte der Menschen». /


«Es wird viel geredet, aber nichts passiert.» Heute leitet Gorbatschow in Moskau eine nach ihm benannte Politikstiftung.
Gorbatschow habe das Land in einer sehr schwierigen, einer dramatischen Periode geleitet, sagte Medwedew. «Daran erinnern wir uns alle gut.» Putin lobte den Jubilar in einem eher knapp gehaltenen Glückwunschschreiben als «herausragenden Staatsmann unserer Zeit», der einen merklichen Einfluss auf den Verlauf der Weltgeschichte gehabt habe.
Umstrittener Staatsmann
Im Westen wird «Gorbi» gefeiert, weil er mit seiner Politik von Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung) die Welt veränderte. In Moskau, wo der strikte Alkohol-Gegner am Mittwoch zu einer Feier mit Saft und Wasser einlud, steht er aber als «Totengräber der Sowjetunion» in der Kritik.
Russische Politiker, Historiker und Politologen streiten auch 20 Jahre nach Gorbatschows Abgang als Sowjetpräsident über dessen geschichtliche Bedeutung. «Er hat die Schleusen der Freiheit geöffnet», sagte der Politologe Wjatscheslaw Nikonow.
Kommunistenchef Gennadi Sjuganow bezeichnete Gorbatschow hingegen als «Verräter» und «Zerstörer», der mit schweren politischen Fehlern die Auflösung der Sowjetunion verschuldet habe.
Dank auf Werbeplakat
In der Stadt Jekaterinburg am Ural dankten Unbekannte dem früheren Staatsmann auf einem Werbeplakat. Zudem überhängten sie kurzzeitig das Strassenschild des Lenin-Prospekts und benannten diesen in Gorbatschow-Prospekt um.