Die Truppen von Machthaber Muammar al-Gaddafi hätten in den frühen Morgenstunden mit der Bombardierung der westlichen Stadt begonnen, sagte ein Rebellensprecher am Sonntag. Sie dauerte auch am Vormittag an.
Ziel seien das Stadtzentrum sowie drei Wohnviertel gewesen. «Die Situation ist sehr gefährlich.» Bei den erbitterten Kämpfen um die drittgrösste Stadt des nordafrikanischen Landes sind Hunderte Zivilisten ums Leben gekommen.
Ultimatum an Rebellen
Zuvor war bekannt geworden, dass in der bislang heftig umkämpften Stadt Misrata nach Angaben der libyschen Regierung Stammesführer mit den Rebellen über eine Niederlegung der Waffen verhandeln sollen. Hierfür sei ein Zeitraum von 48 Stunden angesetzt, sagte Vize-Aussenminister Chaled Kaim am Sonntag.
Sollten die Verhandlungen aber scheitern, könnten die Stammesführer bewaffnete Anhänger in die Stadt schicken. Zwischenzeitlich würden die libyschen Streitkräfte ihre Operationen einstellen, sagte Kaim.
Wie viel Unterstützung Machthaber Muammar al-Gaddafi von den Stämmen zu erwarten hat, ist schwierig einzuschätzen. Die Region um Misrata ist weder für eine sehr hohe Zahl von Stämmen bekannt, noch dafür, dass diese besonders dominant sind.
Die Befreiung von Misrata lässt Hoffnung aufschimmern. /


Ebenso unklar ist, ob die Rebellen überhaupt mit den Stammesführern verhandeln wollen. Letztere versuchten noch immer, mit den Oppositionellen in Kontakt zu treten, sagte Kaim.
Flüchtlingsschiff aus Misrata erreicht Benghasi
Mehr als 500 Flüchtlinge aus Misrata trafen derweil am Sonntag an Bord eines Rotkreuz-Schiffes in der libyschen Rebellenhochburg Bengasi ein. Bei den Evakuierten handelt es sich nach Angaben des Roten Kreuzes vor allem um ausländische Arbeiter.
Manche von ihnen hätten vier bis fünf Wochen in notdürftigen Lagern am Hafen der heftig umkämpften Stadt im Westen des Landes verbracht, sagte Javier Cepero vom Roten Kreuz, welches das Schiff geschickt hatte.
Derzeit seien noch zwischen 2000 und 3000 Menschen im Hafengebiet und warteten auf ihre Evakuierung, sagte Cepero. Das libysche Rote Kreuz versuche die Menschen mit Lebensmitteln und Medizin zu versorgen. Aufgrund der Kämpfe sei dies aber schwierig.
Bislang habe das Rote Kreuz rund 1900 Menschen bei drei Schiffsfahrten aus der Stadt gebracht, sagte Cepero. Zwei weitere Fahrten seien geplant. Evakuierungen aus Misrata wurden auch von anderen Hilfsorganisationen durchgeführt.