Köpfe in der sportlichen Leitung rollten keine nach dem direkten Abstieg nach nur zwei Spielzeiten in der Super League. Jeff Saibene bleibt Trainer des FC St. Gallen, Heinz Peischl CEO und sportlicher Leiter. «Wir haben sofort die Operation Wiederaufstieg angepackt und wollen nach 30 Spielen in der Challenge League oben stehen, sportlich wieder erfolgreich und finanziell gesund», umriss Dölf Früh 12 Stunden nach der Relegation die nahe Zukunft des ältesten Schweizer Vereins.
«Wir werden das Budget für die erste Mannschaft um rund eine Million auf zirka fünf Millionen reduzieren und einige personelle Wechsel vollziehen. Das Gros der Mannschaft bleibt aber beisammen.»
Eine heterogene Truppe
Sportchef Heinz Peischl sprach zwei Hauptgründe an, die zum Abstieg führten: «Die Probleme haben weit vorher als im Winter begonnen, als wir versuchten, die angeschlagene Mannschaft noch zu retten. Wir haben es mit unseren Aktivitäten nicht geschafft. Die Mannschaft trat nicht als Kollektiv, als geschlossene Einheit auf. Wir werden deshalb im Spielerkader einige punktuelle Veränderungen vornehmen und Spielertypen verpflichten, die mit Leidenschaft, Herzblut und Dynamik für den FC St. Gallen kämpfen, Verantwortung übernehmen und nicht nur Individualisten sind.»
Zahlreiche Verträge laufen aus
Die Verträge von Daniel Beichler, Klemen Lavric, Adrian Winter, Marco Hämmerli, Fabian Frei und Fernando laufen aus, diejenigen von Jose Gonçalves, Kristian Nushi, Lukas Schenkel und Daniel Dunst haben nur für die Super League Gültigkeit. Winter wechselt zu Luzern und verabschiedete sich gestern mit Tränen in den Augen, Fabian Frei kehrt offensichtlich zum FC Basel zurück, Captain Philipp Muntwiler liebäugelt trotz weiterlaufendem Kontrakt mit einem Wechsel nach Zürich (GC?), Torhüter Germano Vailati wird bei Interesse wohl abgegeben. Mit Gonçalves, Nushi, Hämmerli und Schenkel stehen Verlängerungsgespräche an, der Liechtensteiner Martin Stocklasa soll von Ried zu den Ostschweizern stossen.
Im Endeffekt war die Summe aus Pech, Misswirtschaft, Inkompetenz und Unzulänglichkeiten zu hoch. /


Peischl lässt sich nicht in die Dispositionen von «Plan B» blicken: «Es wird zwei bis vier Veränderungen geben», sagte er lediglich.
Verfehlte Transferpolitik
Finanziell vermochte sich der Traditionsklub dank Kraftakten privater Investoren zu retten, sportlich hat das Flickwerk nicht gereicht. Wer zu Hause vor durchschnittlich über 12'000 Zuschauern nur drei Heimspiele gewinnt und so unkonstant auftritt wie St. Gallen, verdient es nicht, der Schweizer Spitzenliga anzugehören. Eine Hierarchie in der Mannschaft gab es nicht, nur Einzelmasken. Die im letzten Jahr getätigten Transfers, vor allem diejenigen der beiden Holländer Sandro Calabro und Tim Bakens, erwiesen sich als Flops. Dafür liess man verdiente Spieler wie Jiri Koubsky, Moreno Merenda und «Urgestein» Marc Zellweger ziehen, die Identität verkörperten.
Mit 34 Toren in 36 Spielen stellte St. Gallen die harmloseste Offensive. Die miserable Transferpolitik, der Abschluss und die Heimschwäche waren die Hauptübel der heterogenen Mannschaft, mit der es seit dem verlorenen Cup-Halbfinal gegen Lausanne am Ostermontag 2010 (1:2) sportlich nur noch bergab ging.
So spielt der FC St. Gallen nächste Saison halt eventuell wieder wie zuletzt 1971 «Stadtmatchs» gegen den SC Brühl, der die Aufstiegsspiele in der 1. Liga bestreitet.