Vieles kannte man aus den letzten Jahren: Ein bis auf den letzten Quadratmeter gefüllter Barfüsserplatz. Bengalische Feuer, die dem Ort einen mystischen Rahmen verliehen, und endlose Fan-Gesänge. Ein riesiger Abfallberg, der gar die Ausmasse der Basler Fasnacht überstieg. Benjamin Huggel als witziger Show-Moderator auf dem Balkon des Stadt-Casinos. Ein Auto-Corso der Spieler vom Stadion in die Innenstadt, wo die 20'000 bis 30'000 Fans bis um 00.30 Uhr warten mussten, ehe ihre Lieblinge endlich frenetisch auf dem Balkon gefeiert werden konnten. Und eine lange Meisternacht, die für die Mannschaft in einem Basler Klub wohl erst in den frühen Morgenstunden geendet hat.
Shaqiri und Ergic
Es gab aber auch Neuheiten im Programmablauf: Xherdan Shaqiri liess sich von den Fotografen nicht mehr mit einer bengalischen Fackel in der Hand erwischen. Und mit Ivan Ergic tauchte auf dem Balkon auch ein altbekanntes Gesicht auf, das schon bald zwei Jahre nicht mehr im Basler Team figuriert. Der langjährige Mittelfeldrackerer und aktuelle Spieler von Bursaspor (Tür) war vor dem Spiel gegen Luzern arg verspätet verabschiedet worden und durfte danach ebenfalls an der Meisterfeier teilnehmen.
Fink wie Klopp
Neu war auch, dass Meistertrainer Thorsten Fink sein weisses Hemd nur bis zur Pressekonferenz trocken zu halten vermochte. Analog der Meisterfeier von Borussia Dortmund vor rund zwei Wochen wurde auch der Basler Trainer während der laufenden Medienkonferenz nach dem Spiel vor laufenden Kameras von seiner Mannschaft überfallen und mit Champagner geduscht.
Torschützenkönig Alex Frei, der am Kreuzband operierte Valentin Stocker und Nachwuchshoffnung Granit Xhaka stürmten um 23 Uhr mit lautem Gebrüll in den Medienraum des St.-Jakob-Parks und schütteten einen grossen Kübel mit Champagner über den Kopf ihres völlig überraschten FCB-Trainers.
Dieser war gerade daran gewesen, auf Fragen über die Zukunft zu antworten, obwohl er lieber an der Mannschaftsparty in der Kabine teilgenommen hätte. «Es ist lustig und auch etwas schwierig für mich, unmittelbar nach diesem Titelgewinn schon wieder über die Zukunft zu reden. Aber ich freue mich auf die neue Saison. Vorher jedoch gehe ich nun tüchtig feiern», sagte Fink, der sich trotz klitschnassem Hemd geduldig nochmals hingesetzt hatte, um auch die allerletzten Fragen der Journalisten zu beantworten.
Basels Franco Costanzo feiert mit dem Meister-Pokal auf dem Barfüsser Platz. /


Hinsichtlich der neuen Saison aber gab es aus Basler Sicht nichts Neues zu berichten. Fink: «Für den FCB gibt es jedes Jahr die gleichen Ziele. Wir wollen Meister und Cupsieger werden und uns wieder für die Champions League qualifizieren.» Neu ist hingegen, dass diesen Sommer die nervenaufreibende Qualifikation für die Königsklasse wegfällt und die Basler ihr drittes Abenteuer auf allerhöchster europäischer Stufe mit garantierten Einnahmen von 20 bis 25 Millionen Franken in aller Ruhe angehen können.
Mehrere Abgänge möglich
Nicht mehr dabei sein werden in der nächsten Saison Goalie Franco Costanzo (Zukunft noch offen) und Innenverteidiger Beg Ferati, der zu Freiburg in die Bundesliga wechselt. Offen ist auch die Zukunft von Aussenverteidiger Behrang Safari, der seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängert hat, sowie von Xherdan Shaqiri, David Abraham und Stocker, die von ausländischen Vereinen gejagt werden. Für alle dürfte jedoch die sichere Teilnahme an der Champions League ein kräftiges Argument für einen weiteren Verbleib in Basel sein.
Sicherlich wird der FCB aber in den kommenden Wochen noch in Sachen Transfers aktiv werden. Für Ferati muss ein neuer Innenverteidiger gefunden werden. Weitere Lücken müssen eventuell auf der linken Abwehrseite und im Mittelfeld geschlossen werden, falls Shaqiri und Safari doch wegziehen. Die ersten Transfers für die neue Saison waren jedoch bereits im Winter mit den Zuzügen von Aleksandar Dragovic und Markus Steinhöfer getätigt worden. Wahrscheinlich ist, dass die ausgeliehenen Fabian Frei (St. Gallen) und Pascal Schürpf (Lugano) zum FCB zurückkehren.
Unangenehmer Abend für FCL
Weniger schön verlief der Mittwochabend für Gegner Luzern, der zum Schluss einer so vielversprechend begonnenen Saison nochmals seine Limiten aufgezeigt erhalten hatte. Die Mannschaft war bereits vor Spielbeginn von den eigenen Fans mit einem grossen Spruchband («Die ganze Rückrunde gefloppt, Hauptsache den Trainer weggemobbt») abgestraft worden. Das einstige Basler Liebkind Hakan Yakin wurde zudem während der gesamten Spieldauer vom Publikum ausgepfiffen.
Von der grossen Meisternacht in seiner Heimatstadt dürfte er nicht viel mitbekommen haben. Klar ist, dass sein Bruder Murat als neuer FCL-Trainer sehr viel Arbeit bevorsteht, um die zerrissene und zuletzt mehrheitlich charakterlos aufgetretene Mannschaft wieder zu einer erfolgreichen Einheit zusammenzubauen.