Mladic habe sich nicht mitteilen können, sagte ein Anwalt. Er sei nicht einmal in der Lage gewesen, seine biografischen Angaben zu bestätigen. Der Ex-Militärchef der bosnischen Serben spreche nur unzusammenhängend.
Der Untersuchungsrichter wolle die Befragung Mladics am Freitag fortsetzen. Zuvor sollte Mladic noch ärztlich untersucht werden. Mladic hatte nach früheren Angaben vor Jahren einen Schlaganfall erlitten, in dessen Folge eine Hand steif geblieben war.
Der seit 1996 mit einem internationalen Haftbefehl gesuchte Mladic war am Donnerstagmorgen «auf serbischem Territorium» verhaftet worden, wie Serbiens Staatschef Boris Tadic vor den Medien erklärte.
Widerstandslos
Der serbische Minister Rasim Ljajic sagte am Abend im staatlichen Fernsehen, Mladic habe bei seiner Verhaftung keinen Widerstand geleistet, obwohl er mit zwei Pistolen bewaffnet gewesen sei.
«Mladic sah aus wie ein alter Mann», erklärte Ljajic weiter. Er sei sehr blass gewesen, was bedeuten könne, dass er selten das Haus verlassen habe. Mladic habe normal mit den Sicherheitskräften gesprochen.
Ratko Mladic soll noch ärztlich untersucht werden. (Archivbild) /


Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurde Mladic in einem Haus in Lazarevo 86 Kilometer südwestlich von Belgrad gefasst, nahe der Grenze zu Rumänien. Das Haus habe einem Verwandten Mladics gehört und sei seit zwei Wochen überwacht worden. Der als «Schlächter vom Balkan» bekannte Mladic soll unter dem Falschnamen Milorad Komadic gelebt haben, wie die Zeitung «Blic» berichtete.
Sarajevo und Srebrenica
Die Auslieferung Mladics an das UNO-Kriegsverbrechertribunal für Ex-Jugoslawien dürfte in spätestens einer Woche erfolgen. Auch wenn wohl die Mehrheit der Serben gegen die Auslieferung ist protestierten am Donnerstagabend in Serbien nur einige hundert Menschen.
Die Verhaftung sei das Ergebnis einer «vollständigen Kooperation» Serbiens mit dem Tribunal in Den Haag und werde die «moralische Glaubwürdigkeit» Serbiens in der Welt erhöhen. «Heute schliessen wir ein Kapitel der Geschichte unserer Region, was uns zu einer vollständigen Versöhnung führen wird», sagte Tadic.
Mladic wurde 1995 vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal für Ex-Jugoslawien wegen Völkermordes, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnien-Kriegs (1992-1995) angeklagt.
Das Tribunal legt Mladic vor allem die 44-monatige Belagerung Sarajevos mit rund 10'000 Toten und das Massaker von Srebrenica vom Juli 1995 mit etwa 8000 Toten zur Last.
Zufriedenheit über Verhaftung
«Die Gerechtigkeit hat gesiegt», sagte Semir Guzin, Rechtsvertreter der Opfervereinigung «Mütter von Srebrenica». UNO-Chefankläger Serge Brammertz sprach von einem «bedeutenden Tag für internationale Gerechtigkeit».
«Ein grosser Moment, nicht nur für die internationale Justiz, sondern auch für die Opfer», sagte die Vorgängerin von Brammertz, die Schweizerin Carla del Ponte gegenüber Schweizer Medien.